März 2024 – und noch ein Krankentransportfahrzeug

Das mittlerweile sechste Krankenfahrzeug für den Einsatz im ukrainischen Kriegsgebiet ist gefunden, bezahlt und so gut wie auf dem Weg, ein Mercedes Sprinter, 25 Jahre alt. Diesmal allerdings nicht in der Ausrüstung als Notfall-Fahrzeug, sondern wie von den Partnern im Ukrainischen Gesundheitsministerium gewünscht in der Ausführung als Minibus für den Transport weniger schwer Verletzter aus Frontnähe in Kliniken im Hinterland. Auch das wieder nur ein Tropfen auf den heissen Stein, aber eben ein weiterer Tropfen. Das Fahrzeug wird am Wochenende von einem ukrainischen Fahrer in NRW abgeholt und nach Kiew überführt – hoffentlich in einer ebenso störungsfreien Fahrt wie bei den bisherigen Transfers.

Das bedeutet eine Strecke von etwa 2.000 km durch Polen mit Grenzübertritt am Bug; etwa dort, wo im Ersten Weltkrieg an der Front erstmals eine von Läusen übertragene bakerielle Infektionskrankheit beschrieben wurde, das Fünf-Tage-Fieber, das nach der Region noch heute als „Wolhynisches Fieber“ bezeichnet wird. Die letzten 600 km führen dabei durch ukrainisches Gebiet, eine nicht ungefährliche Fahrt, da Transporte aus Polen immer wieder unter Raketenbeschuss geraten.

Wir wünschen Fahrer und Fahrzeug eine gesunde und intakte Ankunft am Ziel !

Februar 2024 – ein Krankenfahrzeug nach Mykolajiv

Der Krieg dauert an, gleich sind es volle zwei Jahre seit dem Überfall der russischen Truppen auf die Ukraine. Die Situation hat sich nach allen Informationen für die ukrainische Seite verschlechtert, natürlich im zivilen Bereich, wo bewohnte Städte und Dörfer samt ihrer Infrastruktur (Wasser, Strom und alle anderen Versorgungskomponenten) unter ständigem Beschuss durch Granaten, Bomben, Raketen und Drohnen stehen, aber auch in militärischer Hinsicht. Zum militärischen Bereich zählt ndie Sanitätsversorgung, und hier konnte EFI bereits in geringem Umfang Hilfe leisten. Wir wollen das weiterführen, solange unsere Transportwege bestehen, und dazu neue Linien eröffnen, wo immer es geht.

Zuletzt hat EFI Verbindungen nach Ostpolen geknüpft über eine kleine, aber sehr aktive Münchener Gruppe.

 

Erst in den letzten Tagen hat sich dazu eine weitere Zusammenarbeit abgezeichnet, und zwar mit einer Gruppe aus dem Rheinland, die bereits so lange wie EFI Material, Medikamente und Fahrzeuge ankauft und teils über Freunde in der Ukraine, teils direkt selbst mit einem mittelgrossen LKW vor Ort bringt. Diese Gruppe um das Ehepaar Gras aus Boppard arbeitet eng mit der gemeinnützigen Organisation „Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar e.V.“ zusammen, die sich schon seit den 1990er Jahren um die historische und aktuelle Entwicklung der deutsch-ukrainischen Beziehungen kümmert und dabei – im Nachgang der Tschernobyl-Katastrophe – auch humanitäre Hilfe inklusive medizinsicher Unterstützung leistet. EFI ist froh, die langjährigen stabilen Verbindungen nutzen zu dürfen und wird in den nächsten Wochen einen fünfstelligen Betrag aus den schon genannten Industrie-Spenden übergeben.

Vor wenigen Stunden haben wir einen weiteren gebrauchter Mercedes-Benz-Krankenwagen bezahlt, der schon in den nächsten Tagen von einem freiwilligen Fahrer nach Lwiw überführt werden soll – wir halten die Daumen.

Dezember 2023 – erneut eine Riesenspende aus der Industrie

Wie schon in den ersten Tagen des Jahres (s. Aktuelles, Januar 2023) ist kurz vor Silvester erneut eine Spende in sechsstelliger Höhe eingegangen, wieder von derselben süddeutschen Firma und mit der Vereinbarung, das Geld ohne viel Aufhebens schwerpunktmässig zur Verbesserung der kritischen medizinischen Lage in der Ukraine einzusetzen. Das haben wir auch in den letzten Monaten getan, inzwischen haben sich neue Netzwerke gebildet, in die wir unsere doch sehr persönlich gestützen „Ameisen“-Routen einbinden konnten.

Schwieriger ist der Ablauf durch mehrere Entwicklungen geworden:

1) Die Beschaffung grösserer oder spezieller Materialien und Ausrüstungsgegenstände war auch schon 2022 nicht einfach gewesen, hier durften wir uns teilweise auf die Logistik der Ebersberger Kreisklinik stützen.

2) Die seltsame Konkurrenzsituation zwischen ukrainischen und anderen osteuropäischen Speditionen hat zu Blockaden an polnisch- bzw. slowakisch-ukrainischen Grenzübergängen geführt. Hier scheinen in den letzten Tagen aber Lösungen abzuzeichnen.

3) Wie in jedem Krieg sind auf allen Seiten Kriegsgewinnler ohne grosse oder besser ohne jede Moral unterwegs, ich erinnere an die Rekrutierung hilfloser und für jede vermeintliche Unterstützung in der Muttersprache dankbarer ukrainischer Flüchtlingsfrauen an auch deutschen Bahnhöfen zur Prostitution. Ein bekanntes älteres Beispiel, sogar mit Medizin-Thema, findet sich in Graham Greenes „Drittem Mann“ aus dem Nachkriegsjahr 1949. Infolge auch dieser Entwicklung haben sich die ukrainischen Behörden gezwungen gesehen, den Import aller möglichen Güter mit einem komplizierten Wust von Bürokratie und Formularen zu überziehen.

4) Unsere – teils schon seit vielen Jahren in Deutschland anässigen – ukrainischen Freunde sind im Augenblick unruhig und besorgt über die eventuell bevorstehende Wehrpflicht auch für diese Gruppe jüngerer Männer.

5) Insgesamt ist das anfänglich durch alle Gruppen gehende Momentum, der überfallenen Ukraine in jeder Weise und nach Kräften zu helfen, wenn nicht eingeschlafen, so doch zurück gegangen und einer gewissen Müdigkeit gewichen. Andere, ebenfalls unmenschliche Geschehnisse in der Welt wie Nahostkrieg, Kriege auf anderen Erdteilen, Umweltkatastrophen u.s.w. haben hierbei ihren Beitrag.

Unabhängig von all diesen Schwierigkeiten bleibt EFI aufmerksam und einsatzbereit. Zuletzt konnten wir Stromgeneratoren, in den USA mit ihrer umfangreichen Kriegs-Erfahrung entwickelte Notfall-Sets speziell für Granatsplitter- und Bombenttrümmer-Verletzungen sowie Tourniquets zum Abbinden verletzter Extremitäten beschaffen und überbringen, weitere chirurgische Fäden und Op-Instrumente. Wie schön wäre es, wenn wir allmählich beim Wiederaufbau der medizinischen Strukturen helfen könnten!

Im Namen von EFI und selbstverständlich auch ganz persönlich danke ich allen Spendern, Unterstützern und Interessenten und bitte Sie alle, nicht nachzulassen. Ein gutes Jahr 2024 !

November 23 – EFI unterstützt erneut den Einsatz von O-D-W in Sierra Leone

Seit 15 Jahren läuft die Zusammenarbeit zwischen EFI, Interplast und dem Verein „Orthopedics for the Developing World e.V.“ (früher Orthopädie für die Dritte Welt) sowie der Organisation „GloboLab e.V.“ für Lunsar in Sierra Leone, und das auf drei Schienen. Zum Einen im Bereich Anästhesie für die dort von O-D-W durchgeführten Operationen vor allem am Skelett (Fehlbildungen, fehl- oder gar nicht verheilte Knochenbrüche), auch 2023 wieder mit Beschaffung und finanzieller Hilfe bei den anästhesiologischen und schmerztherapeutischen Materialien und Medikamenten; zum Zweiten durch finanzielle Unterstützung der Labor-Teams, die sich regelmässig auf den Weg nach Lunsar machen, um dort nach der Ausrüstung zu sehen und die Ausbildung einheimischer Mitarbeiter:innen aufzufrischen (z.B. Reisekosten, Antibiotika). Und drittens unterstützt EFI sein Mitglied Doris Sixt bei ihrer Arbeit für Waisenkinder, die nach Ebola 2014 und erneut nach Corona 2020 und 21 ohne Familie geblieben sind, sei es durch Tod, sei es infolge Hunger-Migration. Über einen örtlichen Mittelsmann versorgt sie etwa 40 Waisen mit den grundlegenden Notwendigkeiten, zu allererst mit Nahrungsmitteln (Reis, Milchpulver, Wasser), aber auch mit Vitaminzugaben und, wo immer möglich, mit Impfungen. Hier kann EFI neben ein paar Euro vor allem Organisationsstrukturen beisteuern, was wir herzlich gerne tun.

Nachtrag 10. Dezember: vor einigen Tagen sind alle Teammitglieder gesund und rechtzeitig zum Wochenbeginn mit üblicher beruflicher Arbeit zurück. Sorgen und Umstände hatte ein Putschversuch (?) in der Sierraleontinischen Hauptstadt Freetown gemacht, bei dem es zu bewaffneten Aktionen und auch zur Tötung von mindesten 20 Menschen gekommen war. Teils während einer Unterbrechung in der landesweiten Ausgangssperre, teils mit Hilfe der Sambischen Luftfahrgesellschaft konnte letztich das gesamte Team (Chirurgen, Anästhesistinnen und Schwestern von ODW, dazu die Mitglieder von GloboLab) Europa erreichen.

Doris Sixt hatte buchstäblich wieder mehrere Tausend vorwiegend von EFI gesammelte Euro im Gepäck gehabt für Lebensmittel, Impfungen und Medikamente zur Übergabe an den örtlichen Partner Alex. Inflationsbedingt haben sich die Einkommen im ganzen Land etwa halbiert, Arbeitslosigkeit, Not und Kriminalität steigen unaufhaltsam an. Vieles davon ist wohl als Nachwirkung von Ebola vor 10 Jahren und von Corona in den letzten Jahren anzusehen und nicht auf Sierra Leone begrenzt. Die Lage in Liberia, Guinea und einer ganzen Reihe westafrikanischer Länder ist prinzipiell sehr ähnlich, von Bürgerkriegen und Aufruhr werden wir vermutlich in den nächsten Monaten und Jahren noch viel mehr hören.

November 2023 – der Nachschub kriecht mehr als er läuft

Trotz weiter erheblichem Bedarf an Material und Medikamenten in den kleinen Sektoren, die EFI mit seinen ukrainischen Freunden am Laufen zu halten hilft, und trotz noch vorhandenen Spendenmitteln ist es zunehmend schwierig, auch einfaches medizinisches Material wie Kanülen, Katheter, Verbandsmaterial etc. zu besorgen, zumindest in einigermassen vertretbaren Fristen und in mehr als lächerlichen Mengen – der Markt in Deutschland ist fast leergefegt, alle Firmen, mit denen wir jahrelang, auch schon in Klinik-Zeiten, gut zusammengearbeitet haben, klagen über fehlende Lagerbestände und lange, teils sogar unsichere Lieferfristen. Noch schlimmer steht es um den Pharma-Markt, selbst einfachste Medikamente wie Lokalanästhetika, Schmerzmittel und vor allem Antibiotika sind schlichtweg nicht lieferbar. Ich erinnere an eine nicht ganz kleine, aber auch nicht gewaltige Menge eines speziellen Antibiotikums, welches wir über süddeutsche Klinikapotheken gar nicht, über eine befreundete Apotheke in NRW dann doch in einer gewissen Menge erhalten konnten. Erst in den letzten Tagen haben wir einfache Ausrüstung (Kanülen und Katheter) über eine Kollegin in der Schweiz besorgen können, für andere Verbrauchsartikel und Medikamente läuft ein „kleiner Grenzverkehr“, d.h. ein EFI-Mitglied mit Wohnsitz im Süden Bayerns fährt bei Bedarf nach Österreich und kauft dort, was am dringendsten benötigt wird. Ähnlich mussten meine Eltern in den späten 1940er Jahren losziehen, um Nahrung für drei kleine Kinder und sie selbst aufzutreiben – „Fechten“ hiess das, und es hätte eigentlich für immer vorbei sein sollen.

Noch keine Absage haben wir immerhin von den beiden Firmen, die möglichst rasch leistungsfähige Stromgeneratoren liefern sollen, und zwar sowohl mit Benzin-Betrieb als auch mit Solarkollektoren. Die Spezifikationen sind mit den Kollegen in Saporyschija und Mykolajyw abgesprochen; wir hoffen so, den Betrieb einiger wichtiger Geräte und einer Notbeleuchtung sicher stellen zu können, auch wenn die befürchteten Angriffe der russischen Artillerie, Drohnen- und Raketenbataillone auf die Infrastruktur im Winter wieder zunehmen und die Energieversorgung erneut an ihre Grenzen stossen sollte. Für den Transport, der ja bei dem grossen Gewicht eines starken Generators (um die 150 kg oder mehr) nicht mehr im Kofferraum und auch nicht von nur einer oder zwei Personen zu bewerkstelligen ist, zeichnet sich eine Zusammenarbeit mit einer Münchener und einer weiteren Unterstützergruppe in Niedersachsen ab, die regelmässig Fahrten mit Klein-LKWs nach Ostpolen unternehmen. Die Netzwerke, welche über Jahre der Arbeit von EFI nach fast überallhin entstanden sind, machen sich jetzt sehr bezahlt. Keine Kriegsmüdigkeit bei EFI jedenfalls!

Wenn sich die zunächst bestellten beiden Geräte bewähren, wird EFI weiter anschaffen; bzw. andere, wenn sich im Betrieb zeigen sollte, dass eine geänderte Zusammenstellung vielleicht noch vorteilhafter sein könnte.

Oktober 2023 – der nächste Rettungswagen ist unterwegs

Dutzende bis Hunderte von Toten jedem Tag auf beiden Seiten im russischen Krieg gegen die Ukraine, das sind die Meldungen, die wir seit Monaten (heute sind es fast 600 Tage seit dem Überfall durch die russische Armee) hören und lesen. Die Zahl der verletzten Soldaten und ZivilistInnen ist nur zu schätzen, es müssen aber Hunderttausende sein.

Militärische Überfälle scheinen sich zu häufen, und ich glaube nicht, dass das ausschliesslich mit der besseren Informationslage und einer schnelleren Berichterstattung zu tun hat. Der Umgang mit den jeweiligen Feinden hat sich gleichzeitig brutalisiert, ich erwähne nur Butscha, jetzt den Westen Israels, in näherer Vergangenheit den Balkankrieg, die Kriegsverbrechen im Norden Nigerias, den sog. „Islamischen Staat“ im nahen und mittleren Osten. Enthauptung und Massenerschiessung sind Begriffe, die nun wieder in den Berichten auftauchen neben Blutbad, Massaker, Hinrichtung, gezielte Vergewaltigung, Verbrennung bei lebendigem Leibe.

Es scheint, als ob die moralische Entwicklung der Spezies homo sapiens an ihre Grenzen gestossen sei – und es fällt schwer darauf zu hoffen, dass es sich bei alledem um einen „Ausrutscher“ handelt und bald alles wieder „ins Lot“ kommen wird.

Kurzfristig ist es trotzdem möglich und vielleicht auch richtig, auf diesem Weg, wohin er auch immer führen mag, entstehendes Leid zu mildern mit den Mitteln, die jedem Menschen mit Empathie und humanitischen Werten zur Verfügung stehen. Dabei ist es natürlich viel einfacher, mit einer gut gezielten Streubombe Leid, Wunden und Schmerzen hervorzurufen, als diese Verletzungen – im Überlebensfall – zu behandeln oder sonstige persönliche Hilfe zu leisten. Trotzdem darf man vor der Menge und Grösse der Aufgaben nicht kapitulieren, finde ich. Deshalb arbeitet unser kleiner Verein mit einem bewährten Netzwerk aus privaten und beruflichen Freunden, langjährigen SpenderInnen, Partnern in der Industrie und seit 600 Tagen Kollegen und PartnerInnen aus der Ukraine daran, vor Ort aktuellen Bedarf an materieller medizinischer Hilfe festzustellen, den Markt nach entsprechenden Möglichkeiten zu durchsuchen, das am dringendsten Benötigte zu beschaffen und Transportpfade und Wege an den Ort des grössten Bedarfs ausfindig zu machen.

Auf diese Weise hat EFI e.V. seit Kriegsbeginn Material und Ausrüstung im Gegenwert von fast € 230.000.- akquiriert und auf den Weg gebracht, vom Mulltupfer und Medikamenten verschiedener Art über chirurgisches Instrumentarium, Trinkwasseraufbereitungsanlagen und Heizöfen bis zu der Anforderung entsprechend ausgestatteten Rettungsfahrzeugen. Nebenbei: diese 250.000.- € entsprechen ungefähr den Kosten eines halben Marschflugkörpers.

Einen derartigen Rettungswagen, wie alle vorigen gebraucht, generalüberholt, sinnvoll ausgestattet und erneut mit Allradantrieb und erhöhter Geländegängigkeit konnten wir erneut diese Woche finden und sowohl Ankauf (diesmal in Berlin) als auch die baldige Überführung durch einen privaten ukrainischen Bekannten bereits abschliessen bzw. vorbereiten. Selbstverständlich werden wir das Fahrzeug für die Überführung auch noch nach Kräften mit medizinischen Materialien vollstopfen.

Wir hoffen, dass der KTW („Krankentransportwagen“) unter den Bedingungen des Krieges seinen Dienst leisten wird und das auch im vor der Tür stehenden Winter. Allen Kolleginnen und Kollegen, die ihn benutzen werden, grössten Respekt, alles erdenkliche Glück, Kraft und Erfolg bei ihrer Tätigkeit!

August 2023 – Lebensmittel für Lunsar / Sierra Leone

Lunsar im bitterarmen Siera Leone war schon 2009 Ziel eines von EFI finanzierten Op-Einsatzes (zusammen mit dem Verein „Orthopädie für die Dritte Welt ODW e.V.“ mit Dr. Wolfgang Haller und Schwester Edith N. von der Ebersberger Kreisklinik – siehe „Hauptprojekte“. Im Verlauf übernahmen ODW, was sich inzwischen mit „Orthopedics for the Developing Worrld e.V.“ übersetzt, und Interplast Germany weitgehend Organisation und Finanzierung, nicht ohne regelmässige finanzielle Unterstützung durch EFI. In den letzten Jahren – nach Ende der Ebola-Epidemie – führten ODW und der speziell für den Zweck der Etablierung und des Betriebs eines medizinischen Labors gegründete Verein „GloboLab e.V“ jährlich zwei oder drei Einsätze durch.

Doris Sixt, Leiterin des Ebersberger Kliniklabors, gute persönliche Freundin seit fast 25 Jahren und aktives EFI-Mitglied, verwendete in den folgenden Jahren und bis heute viel Energie und Zeit darauf, am dortigen Krankenhaus St. John of God ein kleines, aber brauchbares Labor mit mikrobiologischem Schwerpunkt einzurichten. Wie immer war und ist das Hauptproblem die Fluktuation fertig ausgebildeter Mitarbeiter*innen, was im Klartext bedeutet, dass jedes Jahr wieder neues Personal angelernt werden muss, während die Mehrzahl der fortgeschrittenen Laborant*innen in andere Standorte mit besseren Verdienstmöglichkeiten abwandert und das Erlernte mitnimmt. Eine echte Sisyphos-Aufgabe, der sie sich aber – unterstützt von Nils N. aus dem Landkreis Ebersberg – jedes Jahr aufs Neue stellt.

Im Zuge der Ebola-Epidemie vor fast 10 Jahren und verstärkt durch die medizinischen, demografischen, wirtschaftlichen und politischen Folgen der Corona-Pandemie hat sich die Situation in Lunsar wie auch sonst in Subsahara-Afrika dramatisch verschlechtert. Die Bevölkerung, soweit sie überlebt hat und nicht auf der Suche nach Arbeit in die Hauptstadt Freetown oder in kaum besser gestellte Nachbarländer abgewandert ist, besteht zu überproportionalen Teilen aus Alten, Frauen und Waisen. Weggezogen sind die leistungsfähigsten jüngeren Männer – ein Problem, das in allen Gegenden mit Migrationsdruck besteht und das eher wenig thematisiert wird.

Im Rahmen der wiederholten Aufenthalte in Lunsar hat Doris Bekanntschaft mit einheimischen sozial engagierten Menschen gemacht, die sie um finanzielle Hilfe für einige Dutzend von ihnen betreute sog. „Strassenkinder“ gebeten haben, sei es zum Zweck der Schulausbildung, der Kleidung, für ein wenigstens gelegentliches Dach über dem Kopf, für eine Dusche oder, dies auch sehr im Sinne von EFI´s Satzung, für Nahrungsmittel bei oder zur Vorbeugung der Unterernährung, für Vitamingaben und Impfungen.

Anfangs hat Doris Sixt die ihr möglichen Summen von ihrem eigenen Ersparten mit auf die Einsätze genommen und dort einfach so übergeben. In den letzten sechs Jahren ist es ihr gelungen, mit regelmässigen Bettelbriefen an ihren privaten Bekanntenkreis und mit ein wenig Hilfe durch EFI tatsächlich (Stand Mitte August 23, eine Aktion läuft gerade noch) über € 35.000.- zu mobilisieren und persönlich oder über entsprechende Geldtransfer-Dienste zu überbringen. Das sind, umgerechnet auf 50 Kinder „nur“ jährlich 120 € pro Kind und Jahr, aber in Sierra Leone machen 10 Euro im Monat einen Riesenunterschied; die Hälfte davon in Nahrungsmittel wie Reis und Öl investiert kann die Entscheidung zwischen lesen Lernen und Verhungern bedeuten.

Das Durchschnittseinkommen in Sierra Leone lag, um eine Grössenordnung zu geben, 2021  bei ca. 480 € pro Jahr; verschlimmert noch dazu durch eine Inflationsrate von über 25 %.

Nach EFI´s gemeinsamer Meinung ist in der jetzigen Situation mit 100 mal 10 Euro für Nahrungsmittel mindestens so viel, wahrscheinlich erheblich mehr getan als mit der Operation einer einzigen schweren Verbrennungsnarbe oder eines Klumpfusses, die ebenfalls ungefähr 500 – 1.000.- Euro verbraucht.

Danke, liebe Doris, für Deinen Einsatz und Deine Ausdauer und die Fähigkeit, vorübergehende Rückschläge auf der einen Seite hinzunehmen und dennoch weiter zu machen.

August 2023 – weitere Ausrüstung für die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen

Auch im noch jungen August konnte EFI für die mit den letzten Reserven um die Gesundheit der vom russischen Bomben- und Raketenkrieg verletzten Soldaten und Zivilpersonen kämpfenden Ärztinnen und Ärzte in den noch arbeitenden bzw. auch in den mobilen Kliniken der östlichen Ukraine erneut dringend benötigte und wichtige Ausrüstungsgegenstände besorgen und auf den Weg schicken. Es handelt sich um kleine, tragbare Pulsoximeter, also Geräte zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut (nicht der O2-Konzentration und auch nicht des O2-Gehalts, wie oft fälschlich zu lesen ist).

Diese Geräte zeigen an, wenn der Sauerstoff-Austausch zwischen Atemluft und arteriellem Blut gestört ist, sei es durch Verletzungen der Lunge (z.B. einen Lungenkollaps bei Schuss-,  Splitter- oder Überdruckverletzung des Brustkorbs durch Kugeln, Granatsplitter oder Explosionen), oder, was hoffentlich nicht geschehen wird, beim Einsatz von auf die Lunge wirkenden chemischen Kampfstoffen. Auch einige lebensbedrohliche Kreislaufprobleme lassen sich erkennen oder vermuten, zumal die Geräte die Pulsfrequenz ebenfalls ablesen lassen.

Ein solches POC-Pulsoximeter („point of care“, also dahin gebracht, wo es gebraucht wird) ist heute kleiner als eine Streichholzschachtel (wer kennt die noch?) und wiegt kaum etwas, meistens um die 60-80 Gramm. Mit LED-Technologie ausgestattet hält die verwendete Standard-Batterie mehrere Dutzend Stunden, das reicht für Hunderte von Einzelmessungen.

EFI hat 50 solche Geräte gekauft und über die gewohnten Wege in ein Krankenhaus in Frontnähe bringen lassen, von wo aus die Verteilung wie auch schon bei einer Reihe anderer Artikel über einen Freund und Fachkollegen nach seiner Einschärtzung erfolgen wird.

Das erste von mir persönlich benutzte Test-Pulsoximeter, es dürfte ca. 1980 gewesen sein, hatte damals die Grösse eines 50er-Jahre-Haushaltsradios, eine Genauigkeit von plusminus 5-10%, war extrem störanfällig, auf Netzstrom angewiesen und kostete ungefähr 25.000 DM. Die um ein Vielfaches genaueren Kleingeräte von heute (s. Abbildung) kosten in guter Qualität zwischen 25 und 75 Euro und gehören ganz selbstverständlich zum Tascheninhalt eines jeden Arztkittels wie der Kugelschreiber und die Taschenlampe.

Natürlich haben wir auch einige Hundert Batterien besorgt und beigefügt.

Ausser den Pulsoximetern konnten wir auch etliche weitere Larynxmasken zur Sicherung der Luftwege bei Bewusstlosen und währen der Anästhesie sowie einige Dutzend Spezialkanülen zur Durchführung rückenmarksnaher Anästhesieverfahren beziehen, dazu die erforderlichen Medikamente. Erneut ist aufgefallen, dass auch nur etwas höhere Mengen solcher relativ einfachen und üblichen Materialien sofort zur Überforderung der Lager unserer Zwischenhändler führen – das laut Politik „beste Gesundheitssystem der Welt“ weist im Materialbereich immer mehr Lücken und Löcher auf, und nicht nur da.

Juli 2023 – keine Ermüdung beim Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus“

Dieser Scheck war das Ergebnis der Aktivitäten des Arbeitskreises „Schule ohne Rassismus SOR“ am Grafinger Max-Mannheimer-Gymnasium, wo am 26. Mai bei nicht gerade kühlem Wetter der 20. Sponsorenlauf zugunsten EFI stattfand. Organisiert vom Arbeitskreis, vor- und nachbearbeitet von Charles Squire und seinen MitstreiterInnen im SOR, mitversorgt von Schul-Sani´s, AK „Light and Sound“, facility mangement und Sportgruppe, kontotechnisch unterstützt vom Schulsekretariat, gefördert von der Leiterin des Gymnasiums Frau Storz, und all das koordiniert in gewohnt unaufgeregter, kommunikativer und kompetenter Art und Weise von Frau Hogrefe brachten an die 300 Schülerinnen und Schüler (Lernende? Oder wie sagt man heute?) ihre Muskelkraft und Ausdauer ein, um EFI seine Aktivitäten auch weiterhin zu ermöglichen.

Die halbwegs genaue Addition ergibt, dass über die Jahre (der erste Sponsorenlauf fand  im Jahre 2001, der diesjährige war nach einhelliger Meinung des AK SOR bestimmt nicht der letzte) trotz Ausfällen wegen Bauarbeiten und Corona das unglaublich treue und engagierte Gymnasium Grafing nur knapp weniger als eine Viertelmillion Euro erarbeitet und gespendet hat – das sucht in Deutschland bestimmt Seinesgleichen, und, wie ich denke, vergeblich. DANKE!

Juni 2023 – Trinkwasser nach der Überflutung

Als ob Raketen, Drohnen und Splitterbomben nicht genug wären, werden jetzt auch noch Ressourcen, die für Ernährung, Landwirtschaft und Energieerzeugung gedacht und genutzt waren, zu Waffen gegen Menschen und Umwelt eingesetzt. Die Sprengung des Kachowka-Dammes, der einen Stausee von der mehrfachen Grösse des Bodensees bzw. fast der halben Grösse des Assuan-Stausees mit dem gigantischen Fassungsvermögen von 18 Milliarden Kubikmetern Wasser zurück hielt, hat nicht nur eine rasch eintretende Überflutung zahlreicher Städte und Ortschaften flussabwärts zur Folge gehabt. Die ehemalige Grossstadt Cherson, die in den langen Kriegsmonaten durch die brutale und mit unendlichem Leid verbundene Belagerung durch die Verbrecher der sog. „Wagner-Gruppe“ (es lebe die deutsche Kultur) Bekanntheit erlangt hat, war bis auf einen Bruchteil der Einwohner zwar schon zuvor nahezu entvölkert, so dass es nicht zu Tausenden akuter Überschwemmungsopfer gekommen ist. Aber der Staudamm lieferte auch das Wasser für die beidseits des weiteren Dnipro-Verlaufs früher intensiv betriebene Landwirtschaft. Durch den Eintrag von hunderten Tonnen Schweröl und anderen Schadstoffen, die bei Sprengung und Überflutung in das Flusswasser gelangt sind und die sich mit dem Rückgang des Wassers im Boden ablagern werden, dürften nach Expertenangaben einige Tausend Quadratkilometer landwirtschaftlicher Flächen auf Jahre hinaus nicht mehr nutzbar sein. Von den Folgen für Flora und Fauna völlig abgesehen sind das enorme wirtschaftliche und damit soziale Schäden, und das eigentlich Schlimme daran ist, dass diese Effekte nicht nur in Kauf genommen wurden, sondern in voller Kenntnis beabsichtigt waren.

Wo das Süsswasser vorwiegend mechanisch verunreinigt ist, gibt es immer dann, wenn eine industrielle oder grosstechnische Lösung nicht möglich oder nicht rechtzeitig möglich ist, die Chance, mit dezentralen punktuellen Lösungen wenigstens übergangsweise für trinkbares Wasser ohne Einsatz von Energie und ohne grosses technisches Know How zu sorgen. Eine Möglichkeit (s. Aktuelles“, vorhergehender Beitrag) ist PAUL, die Portable Aqua Unit for Livesaving, eine wie der Name sagt tragbare Apparatur zur Wasserbehandlung. PAUL wurde vor ca. 20 Jahren an einer deutschen Universität (in Kassel) entwickelt, basiert auf Nano-Oberflächentechnologie und hat gleich mehrere Vorteile (leider auch einen wichtigen Nachteil). Nach meiner Kenntnis wurden bisher schon über 4.000 PAUL´s weltweit verteilt, darunter auch 90 in Deutschland. Das Gerät ist leicht – um die 25 kg – und kann deshalb von Menschen transportiert werden; das ist entscheidend überall da, wo Strassen und andere Transportwege unterbrochen sind. Das Gerät ist sehr robust und kann z.B. aus einem dicht über Grund fliegenden Hubschrauber oder an einem Fallschirm abgeworfen werden; es benötigt keine externe Energie, der Filtrationsvorgang erfolgt ausschliesslich durch den hydrostatischen Druck des eingefüllten Schmutzwassers; und der Betrieb erfordert keine technischen Kenntnisse oder speziellen Gerätschaften, eine einfache Wartung ist nur nach Monaten des Betriebs nötig. Während PAUL auch Bakterien und Viren fast vollständig heraus filtert (die Porengrösse liegt zwischen 20 und 100 Nanometern, das ist ein Zehntel bis ein Fünfzigstel Mikrometer; ein Typhus-Bakterium misst dagegen etwa einen halben bis gut einen Mikrometer im Durchmesser, die Mehrzahl der krankmachenden Viren liegt in der Grösse zwischen 20 und 300 Nanometern), sind chemische Schadstoffe zumeist gelöst und deshalb durch die Filterung nicht entfernbar.

Dank einem langjährigen Freund aus dem Ebersberger Umfeld, der mit seinem Ingenieur-Büro nicht nur über viele Jahre hinweg für Planung und Umsetzung des Hochwasserschutzes im Landkreis verantwortlich gewesen ist, sondern mich auch vor 12 Jahren über den örtlichen Rotary- und LIONS-Club mit dem PAUL-System bekannt gemacht hat, konnten wir nun für EFI sechs solche Filter-Einheiten erhalten und in die ukrainischen Überflutungssgebiete losschicken.

Danke, Robert Hoßfeld und danke, dass Du Deinen persönlichen Draht zum PAUL-„Erfinder“ und Hersteller Prof. Frechen eingesetzt hast, damit das auch in Zeiten sehr hoher Nachfrage so rasch möglich geworden ist!

PS am 5.7.23: die vorerst 6 PAUL-Einheiten sind wohlbehalten in Osnabrück angekommen, von wo sie diese Woche durch die Ukraine-Hilfe-Gruppe „What have you Done“? nach Cherson transportiert werden. Ein kleiner Beitrag, aber sicher nicht der letzte.

PPS am 20.7.23: die PAULs haben ihr Einsazugebiet unterhalb des gesprengten Kachowka-Dammes erreicht und sind, so hören wir von unseren dortigen Partnern, bereits im Einsatz. Die Reaktion von dort: „Auch wenn manche Chemikalien von den Filtern nicht abgefangen werden, ist vielleicht mit Chemikalien verunreinigtes Wasser so viel besser als eine vielleicht mit Chemikalien verunreinigte, aber garantiert Bakterien- und Viren-haltige Schmutzbrühe – danke an EFI!“