Juli 2024 – leider nur ein Tropfen auf den heissen Stein

Nach der Bombardierung der Kiewer Klinik Okhmatdet konnten mittlerweile einige Kinder, die aktuell unter Chemotherapie stehen, nach Deutschland und in andere Länder verlegt werden. Das gestaltete sich in der administrativen Abwicklung wesentlich einfacher als die Übernahme schwer verletzter Kinder aus dem Gaza-Streifen, bei denen die medizinisch nahezu abgeschlossenen Planungen daran scheiterten, dass in den Augen des zuständigen deutschen Ministeriums die zwingend notwendigen Begleitpersonen nicht in entsprechender Geschwindigkeit auf ihre Nebentätigkeit als Terrorist*innen überprüft werden konnten; ausserdem sei die Rücknahme nach Behandlung nicht gewährleistet. Eine recht zynische Position, wie ich meine.

In einigen anderen Ländern (z.B. Italien, USA, Niederlande) scheint die Lage diesbezüglich anders zu sein, dort sind palästinensische Kinder aus dem Gaza-Streifen zur Behandlung übernommen und bereits behandelt worden. Von den auch unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC) verfügbar gemachten ca. 40 klinischen Behandlungsplätzen in Deutschland konnte dagegen keiner genutzt werden, vielmehr sind Stand gestern bereits sieben der Kinder verstorben. Damit ist zugegebenermassen auch das Problem der Rückführung erledigt.

Den aufnehmenden Krankeneinrichtungen in der Ukraine, die für das zerbombte Kiewer Klinikum einspringen (es ist – war – das grösste Kinderkrankenhaus der Ukraine) fehlt es leider an allen Ecken und Enden an Material, Gerätschaften und Medikamenten. Für einen LKW, der gestern München verlassen hat (s. Aktuelles, März 24), konnten wir dank rascher und engagierter Hilfe eines Mainzer Medizinartikel-Händlers (die Zustimmung zur Nennung der Firma haben wir angefragt, sie steht allerdings noch aus) innerhalb von nicht einmal 36 Stunden eine ganze Palette Infusionssysteme und dazu 2.000 Venenverweilkanülen beisteuern. Auch beim Preis hat uns die noch ungenannte Firma grosszügig unterstützt. Wir hoffen, dass die Lieferung in gutem Zustand übergeben werden kann und wir sind zuversichtlich, dass mit weiterer Hilfe durch diese und vielleicht andere Firmen unsere begrenzten Mittel noch für einige Lastwagenfüllungen ausreichen. Danke!

 

Juli 2024 – Rekordergebnis beim Spendenlauf des Grafinger Gymnasiums

Der im Mai bei schwierigem Wetter durchgeführte Sponsorenlauf des Max-Mannheimer-Gymnasiums Grafing erbrachte ein Rekordergebnis: von den Schülerinnen und Schülern aller Klassen hatten sich 494 angemeldet, das ist ziemlich genau die Hälfte der gesamten Schülerschaft. Für die insgesamt gelaufenen fast 6.000 Runden gingen die mit den Sponsoren vereinbarten Spenden in Höhe von gut 20.000 Euro ein.

Ein Ereignis am Rande: heuer lief zum ersten Mal der Sohn (Jahrgang 2017) eines ehemaligen Schülers (Jahrgang 1984) mit, welcher selbst in den ersten Jahren des Sponsorenlaufs als Schüler seine Runden um das Gymnasium gedreht hatte. Seine Eltern haben auch heuer wieder gespendet, diesmal als Grosseltern.

Dafür wurden nicht weniger als 433 steuerlich verwendbare Spendenquittungen („Zuwendungsbestätigungen“) über Spendenbeträge zwischen 8 und 340 Euro erstellt, geprüft, unterschrieben und rechtzeitig vor Ferienbeginn am 31. Juli verteilt.

Ein Betrag dieser Grössenordnung kam in Grafing sehr zur Freude von EFI erstmals zusammen. Erfreulich ist aber nicht in erster Linie das so besonders gute Ergebnis in Euro, sondern die Tatsache, dass der Arbeitskreis Schule ohne Rassismus, geführt von Theresa Hogrefe aus dem Grafinger Lehrkörper, sich selbst, die Schüler, die Sponsoren und einige Lehrkräfte Jahr für Jahr motiviert und den Sponsorenlauf zu einer Veranstaltung gemacht hat, die seit 2001 zu den Jahresereignissen des auch an anderen „Fronten“ sehr aktiven Gymnasiums zählt. Nicht nur Frau Hogrefe hat daran einen wichtigen Anteil, sondern natürlich auch Frau Nicole Storz, die als  Leiterin des Gymnasiums die Fäden in der Hand hält und keine Mühe scheut, viele von aussen kaum zu beurteilende Dinge (Stundenplan, weitere Veranstaltungen, Baumassnahmen im Bereich der Laufstrecke etc., Koordination mit anderen Arbeitskreisen wie Musik oder Sanität) passend zu gestalten – danke allen Beteiligten und Vorfreude auf 2025!

Juni 2024 – Nachschub für die ukrainischen Freunde und ein Todesfall

Über einen der schon mehrfach genannten „Ameisenpfade“, diesmal einer, der auf Studienzeiten unseres Ebersberger Freundes und Kollegen Volodymyr Kobetskyi zurück geht, konnten wir eine weitere von einem US-Militärausrüster bezogene Ladung Verbandsmaterialien in die Nähe der Front schicken. Diese Spezialverbände dienen einmal der raschen Versorgung von Verletzungen, die den Brustkorb betreffen und seltener durch direkte Schüsse, meistens durch Granaten- und Bombensplitter hervorgerufen werden. Ein zweiter Teil bestand aus sog. Tourniquets, also speziellen Binden zum raschen Unterbrechen der Durchblutung an verletzten, stark blutenden Extremitäten.

Svitlana Lukyantchuk, 30 Jahre, Kinderärztin in Kiew im Klinikum Okhmatdet. Getötet am 9. Juli 2024 durch eine russische Rakete. Hier vor einigen Monaten bei der Übergabe von Medikamenten durch unsere Münchener Partnerin Dr. V.K. (re)

Einen herben persönlichen Verlust haben die Freunde erlitten, die mit Unterstützung von EFI seit dem letzten Jahr Material und Medikamente nach Kiew transportiert haben (s. „Aktuelles“, März 2024). Bei dem verbrecherischen Raketenangriff auf das grösste ukrainische Kinderkrankenhaus „Okhmatdet“ in Kiew, das ein wichtiger Empfänger dieser Sachspenden war, kamen mehrere Menschen direkt ums Leben; eines der Opfer war die junge Kinderärztin und Kollegin Svitlana Lukyanchuk (30 Jahre), die unsere Spenden vor Ort in Empfang genommen und dem bestmöglichen Einsatz zugeführt hat.

Die Statistik weist bisher zwei Tote und 15 Verletzte auf. Das ist leider nur die halbe Wahrheit, denn die weiteren Bilder, die wir erhalten haben, zeigen eine grosse Zahl von Kindern, überwiegend im Vorschulalter, wie sie vor den Trümmern ihrer Klinik am Boden sitzen. Viele davon stehen offensichtlich unter Chemotherapie, und die Tatsache, dass angeblich heute bereits alle in andere Kliniken überstellt worden sind, ist nur ein schwacher Trost. Die bestmögliche Therapie mit Chemotherapeutika ist nicht nur eine fachliche, sondern auch eine logistische Herausforderung. Chemotherapeutika sind schwierig im Handling, weder die materiellen noch die personellen Voraussetzungen sind in der geplagten Ukraine beliebig verfügbar. Nach meiner Einschätzung werden mit mehrwöchigem Abstand weitere Todesfälle dazu kommen, die aber dann wohl nicht mehr direkt auf die russische Gewaltanwendung zurückgeführt werden können, sondern unter „Tod durch schwere Erkrankung“ in die Statistiken eingehen werden. So wie es auch bei Todesfällen durch Unterernährung, Lungenprobleme infolge Kälte, durch Fehlen der richtigen Medikation bei chronischen Krankheiten etc. der Fall ist.

Es muss trotzdem weitergehen, und glücklicherweise konnten wir bereits neue persönliche Kontakte gewinnen, die mit uns zur Zusammenarbeit bei den Hilfslieferungen bereit sind.

Mai 2024 – unermüdliches und wetterfestes Grafinger Gymnasium

Unbeeindruckt von sich türmenden Tiefdruck-Wolken und scharfen, auch nicht zu warmen Böen machten sich am Freitag, den 17. Mai über 400 Schülerinnen und Schüler des Max-Mannheimer-Gymnasiums Grafing (MMGG) auf den vom verantwortlichen Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zuvor ausgesteckten Rundkurs um das Schulgebäude. Und das schon zum 19. Mal seit 2001, unterbrochen nur durch Corona und durch zwei Versuche andersartiger Aktivitäten, nämlich Jonglieren (2006) und Schwimmen (2009).

Die Gesamtsumme der in diesem Zeitraum von den Schülerinnen und Schülern („Lernenden“?) eingeworbenen Spenden liegt mittlerweile bei mehr als einer Viertelmillion Euro, und da sind die Ergebnisse vom letzten Freitag noch nicht eingerechnet. Der Sponsorenlauf des MMGG steht damit auch für einen wesentlichen Teil der EFI zur Verfügung stehenden Spendenmittel; und der Sponsorenlauf ist über die Jahre zum festen Bestandteil des Studienjahres am MMGG geworden, Kinder von ehemaligen LäuferInnen sind inzwischen bereits am Start.

Danke hier wieder einmal Frau Hogrefe, die ihre Klassen jedes Jahr begeistert und den Arbeitskreis seit Jahren leitet, als ob es keine Mühe wäre. Danke, Theresa! Natürlich geht auch das nur mit Unterstützung durch die Schulleitung, anfangs durch Herrn Dr. Harald Parigger, jetzt seit Jahren durch Frau Nicole Storz – nochmal danke!

 

März 2024 – ein neuer „Ameisen-Pfad“

Über private Verbindungen hat sich ein Kontakt zu einer privaten Münchener Gruppe ergeben, die seit zwei Jahren Sachspenden sammelt und sie kostenlos mit einem von der Herstellerfirma zur Verfügung gestellten Lastwagen an die polnisch-ukrainische Grenze transportieren. Dort wird die Ladung von einer ukrainischen Spedition übernommen und an eine ukrainische Hilfsorganisation übergeben, die ihrerseits für die bedarfsgerechte Verteilung innerhalb der Ukraine sorgt.

EFI konnte in einer Münchener Apotheke Medikamente im Wert von ca. € 8.000.- beschaffen und übernimmt zusätzlich die Kosten für den Transport ab Polen in Höhe von ca. € 800.-.

Wir wünschen eine gute und störuingsfreie Fahrt innerhalb der EU und vor allem auf den gefährlichen Strassen im Kriegsgebiet!

 

März 2024 – mehr medizinisches Material nach Mykolajiv und Saporischyja

Für die an der Grenze der Möglichkeiten arbeitenden Kliniken in Saporischyja und Mykolajiv konnten erneut chirurgische Materialien, Ersatzteile und Einmalartikel im Wert von ca. € 9.000.- beschafft und überbracht werden – ein kleiner Beitrag, aber hoffentlich zum Nutzen möglichst vieler Verletzter und Erkrankter in diesen geplagten Städten, die noch immer und immer wieder unter verbrecherischem Beschuss durch russische Raketen, Drohnen und Artillerie stehen.

März 2024 – Geld an die DUG für das Ukraine-Projekt Boppard

Wie schon angekündigt konnte EFI in diesen Tagen den Betrag von € 10.000.- an das von der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft getragene Projekt „Boppard“ überweisen mit der Zweckbindung medizinische und andere humanitäre Hilfe in deer Ukraine.

Wir werden berichten, was mit dem Betrag ermöglicht werden konnte – das Ehepaar Gras, welches das Projekt betreibt (s. Aktuelles, Februar 24), hat entsprechende Informationen zugesagt und sich für die Unterstützung bedankt.

EFI hat vor der Spende  die amtliche Feststellung der Gemeinnützigkeit überprüft (Amtsgericht Mannheim, DUG seit 1992) und sich vergewissert, dass die Satzung der DUG die von EFI satzungsgemäss einzuhaltenden Zwecke enthält.

 

Nachtrag 22-03-24: auf Beschluss des gesamten EFI-Vorstandes wurde die Förderung des „Prijektes Boppard“ verdoppelt

März 2024 – und noch ein Krankentransportfahrzeug

Das mittlerweile sechste Krankenfahrzeug für den Einsatz im ukrainischen Kriegsgebiet ist gefunden, bezahlt und so gut wie auf dem Weg, ein Mercedes Sprinter, 25 Jahre alt. Diesmal allerdings nicht in der Ausrüstung als Notfall-Fahrzeug, sondern wie von den Partnern im Ukrainischen Gesundheitsministerium gewünscht in der Ausführung als Minibus für den Transport weniger schwer Verletzter aus Frontnähe in Kliniken im Hinterland. Auch das wieder nur ein Tropfen auf den heissen Stein, aber eben ein weiterer Tropfen. Das Fahrzeug wird am Wochenende von einem ukrainischen Fahrer in NRW abgeholt und nach Kiew überführt – hoffentlich in einer ebenso störungsfreien Fahrt wie bei den bisherigen Transfers.

Das bedeutet eine Strecke von etwa 2.000 km durch Polen mit Grenzübertritt am Bug; etwa dort, wo im Ersten Weltkrieg an der Front erstmals eine von Läusen übertragene bakerielle Infektionskrankheit beschrieben wurde, das Fünf-Tage-Fieber, das nach der Region noch heute als „Wolhynisches Fieber“ bezeichnet wird. Die letzten 600 km führen dabei durch ukrainisches Gebiet, eine nicht ungefährliche Fahrt, da Transporte aus Polen immer wieder unter Raketenbeschuss geraten.

Wir wünschen Fahrer und Fahrzeug eine gesunde und intakte Ankunft am Ziel !

Februar 2024 – ein Krankenfahrzeug nach Mykolajiv

Der Krieg dauert an, gleich sind es volle zwei Jahre seit dem Überfall der russischen Truppen auf die Ukraine. Die Situation hat sich nach allen Informationen für die ukrainische Seite verschlechtert, natürlich im zivilen Bereich, wo bewohnte Städte und Dörfer samt ihrer Infrastruktur (Wasser, Strom und alle anderen Versorgungskomponenten) unter ständigem Beschuss durch Granaten, Bomben, Raketen und Drohnen stehen, aber auch in militärischer Hinsicht. Zum militärischen Bereich zählt ndie Sanitätsversorgung, und hier konnte EFI bereits in geringem Umfang Hilfe leisten. Wir wollen das weiterführen, solange unsere Transportwege bestehen, und dazu neue Linien eröffnen, wo immer es geht.

Zuletzt hat EFI Verbindungen nach Ostpolen geknüpft über eine kleine, aber sehr aktive Münchener Gruppe.

 

Erst in den letzten Tagen hat sich dazu eine weitere Zusammenarbeit abgezeichnet, und zwar mit einer Gruppe aus dem Rheinland, die bereits so lange wie EFI Material, Medikamente und Fahrzeuge ankauft und teils über Freunde in der Ukraine, teils direkt selbst mit einem mittelgrossen LKW vor Ort bringt. Diese Gruppe um das Ehepaar Gras aus Boppard arbeitet eng mit der gemeinnützigen Organisation „Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar e.V.“ zusammen, die sich schon seit den 1990er Jahren um die historische und aktuelle Entwicklung der deutsch-ukrainischen Beziehungen kümmert und dabei – im Nachgang der Tschernobyl-Katastrophe – auch humanitäre Hilfe inklusive medizinsicher Unterstützung leistet. EFI ist froh, die langjährigen stabilen Verbindungen nutzen zu dürfen und wird in den nächsten Wochen einen fünfstelligen Betrag aus den schon genannten Industrie-Spenden übergeben.

Vor wenigen Stunden haben wir einen weiteren gebrauchter Mercedes-Benz-Krankenwagen bezahlt, der schon in den nächsten Tagen von einem freiwilligen Fahrer nach Lwiw überführt werden soll – wir halten die Daumen.