Monat: Juli 2022
Juli 2022 – die „(hoffentlich) Nach-Corona-Planung“ beginnt
Nach zwei Jahren Pause soll in Absprache mit den örtlichen Freunden bald wieder in Haridwar gearbeitet werden – die Tickets, die wir bereits für den routinemässigen Einsatz im Herbst 2020 gekauft hatten, konnten Jahr für Jahr verlängert werden und sind auch 2022 noch gültig (gegen mehrfache, nicht ganz geringe Gebühr. Ältere Interplast-Aktive wie ich erinnern sich an Zeiten, in denen die Luftfahrgesellschaften NGO´s die Tickets schenkten oder stark ermässigten oder zumindest das ganze Gepäck kostenlos transportierten).
In Haridwar wurde zu den Hochzeiten von Covid 19 „unser“ Mela Hospital bis in die letzte Kammer genutzt, entsprechende bauliche und organisatorische Änderungen werden gerade von den örtlichen Rotariern erkundet. Zudem hat sich die Führungsriege der örtlichen Gesundheitsbehörden verändert, so dass hier nicht mit reibungslosen Abläufen gerechnet werden darf – zunächst ist zu klären, ob in der derzeitigen Situation das Mela Hospital überhaupt, in welchem Umfang und zu welchen Bedingungen von uns genutzt werden kann. Auch hier ist wohl nach Corona nichts wie vor Corona – immer vorausgesetzt, die Pandemie neigt sich dem Ende zu, was wir alle hoffen, was aber durchaus nicht feststeht.
Nach längerer Diskussion betrachten wir es als den vernünftigsten Weg, zunächst die o.g. Dinge zu klären und im positiven Fall erst einmal vor Ort zu sichten, wie weit die nun doch seit drei Jahren in einem Keller in Haridwar lagernden, zum Teil doch recht empfindlichen Ausrüstungsgegenstände noch vorhanden und dann in gebrauchsfertigem Zustand sind. Während wir ohnehin nicht mehr mit den bevorrateten Verbrauchsmaterialien und Medikamenten rechnen, geht es in erster Linie um die chirurgische und anästhesiologische Ausrüstung, also Elektrochirurgie, Op-Leuchten, Op-Tische, Sauerstofkonzentratoren, Perfusoren, Monitoring und vor allem das chirurgische Instrumentarium von der Pinzette bis zur Akku-Knochensäge und zum Dermatom, alles Gerätschaften, die EFI im Laufe der Jahre für Zehntausende von Euro angeschafft und in Haridwar (sowie zuletzt auch in Noida) genutzt hat. Hier ist erst einmal zu klären, wie der Bestand ist und in welchem Zustand sich die noch vorhandene Ausrüstung befindet. Gegebenenfalls muss Ersatz beschafft oder repariert werden, eine Aufgabe, die – auch entsprechend unseren aktuellen Erfahrungen bei der Hilfe für die Ukraine – nicht in ein paar Tagen zu bewältigen ist, auch nicht, wenn genügend Geld in der Kasse sein sollte. Medizinische Geräte unterliegen derzeit genauso den Problemen durch die unterbrochenen Lieferketten wie jedes andere Gerät, Lieferfristen von einigen Monaten sind eher die Regel als die Ausnahme.
Um all das auf einen vernünftigen Weg zu bringen, werden zwei oder drei Teammitglieder im Herbst mit den Tickets von 2020 nach Haridwar reisen, die Situation prüfen und entscheiden, was an Ausrüstung eventuell repariert, was neu beschafft oder ergänzt werden muss und in welcher Reihenfolge. Erst danach und nach Kassensturz wird man sehen können, ob es aussichtsreich sein wird, im Frühjahr 2023 mit einem kompletten Team aufzubrechen und da weiter zu machen, wo uns Covid 19 drei Jahre zuvor gestoppt hat.
Juli 2022 – 22-Tausend Dank an das Max-Mannheimer-Gymnasium Grafing
Noch sind nicht alle Spendenquittungen ausgedruckt und verteilt („Zuwendungsbestätigungen“ lautet die offizielle Bezeichnung im Finanzamts-Deutsch), aber schon sehr deutlich zeichnet sich ein ganz erstaunliches Ergebnis ab: die Spendensumme, aufgebracht durch die Sponsorinnen und Sponsoren von etwa 400 LäuferInnen aus allen Jahrgangsstufen, wird am Ende wohl bei mehr als € 21.000.- liegen, das ist weit mehr als wir uns erhofft hatten. Der Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus“ unter der Leitung von Theresa Hogrefe, der seit inzwischen 20 Jahren in immer neuer Besetzung neben anderen Aktivitäten auch den EFI-Sponsorenlauf veranstaltet und betreut, hat auch heuer – nach dreijähriger Zwangspause wegen Umbau und Corona – wieder eine bemerkenswerte Performance hingelegt. Offenbar waren die Schülerinnen und Schüler selbst gut motiviert und hatten gleichzeitig alles an die Hand bekommen, was sie benötigten, um wiederum ihre Sponsoren zu motivieren.
Danke an alle, an Theresa Hogrefe, an Charles Squire und das übrige Team des AK Schule ohne Rassismus, nicht zuletzt an die Schulleiterin Nicole Storz dafür, dass sie die Tradition des Sponsorenlaufs weiter bestehen lässt und unterstützt!
Juli 2022 – endlich gibt es wieder (etwas) medizinisches Material
Nach langer Durststrecke und vor allem dank dem grossen Einsatz der Einkaufs-Chefin der Ebersberger Kreisklinik, Frau Cordula Werner, ist jetzt ein wesentlicher Teil der bestellten und schon vor Wochen zugesagten Medizinprodukte eingetroffen. Statt der geplanten und erhofften etwa 30 Paletten voll Material sind es letztlich nur acht geworden, die allerdings vollgepackt mit hochwertiger Ausrüstung (z.B. Venenverweilkanülen, Spezialverbände für Verletzungen von Brustkorb und Lunge, Nahtmaterial, Beatmungshilfsmittel wie Endotrachealtuben und Larynxmasken, Operationshandschuhe, Desinfektionsmittel, Spritzen, Infusionszubehör etc.) anstelle von „einfacheren“ Spenden wie Kompressen, Verbandszeug u.s.w.. All das ist derzeit kaum in grösseren Mengen lieferbar (die verfügbaren immerhin 50.000 Mullkompressen sind nicht wenig, aber auch nicht besonders viel), solange sich die überwiegend in Fernost hergestellten Artikel teils noch in den gesperrten chinesischen Häfen, teils auf Containerschiffen auf dem Seeweg befinden. Und kleine Hilfsorganisationen wie EFI sind auch nach Löschung der Ladungen in Hamburg nicht die erste Lieferadresse – zunächst werden die Zwischenhändler für die deutschen Kliniken und Praxen bedient.
Das Material im Einkausfswert von gut 50.000.- Euro lagert seit einigen Tagen, aber hoffentlich nicht mehr lange, in der Kreisklinik Ebersberg, von wo es in den nächsten Tagen abgeholt und in die Ukraine gebracht werden soll. Dafür zeichnet organisatorisch und finanziell der Wasserburger Verein „Begegnungen mit Menschen e.V.“ verantwortlich, danke an den Vorsitzenden Andreas Bauer und sein Team für die zugesagte erhebliche materielle Beteiligung und für die Transportorganisation.
Wir hoffen, dass mit unserem geringfügigen Beitrag, der aber gezielt über persönliche Kontakte an die Bedarfsorte gebracht wurde und wird, Verwundete wie unabhängig vom Kriegsgeschehen Erkrankte ein bisschen besser versorgt werden können; das in einer Umgebung, in der vorsätzlich und ohne Respekt vor dem Recht jedes Menschen mit grober Gewalt und aus Motiven, die wir bis vor einigen Wochen (vielleicht etwas zu sehr den eigenen Wünschen geschuldet) als aus einer anderen, vergangenen Zeit stammend betrachtet haben, Leid, Schmerz und Tod herbeigeführt und als Erfolg angesehen wird. Nicht nur das Gesundheitswesen, sondern selbstverständlich das gesamte Leben in dem riesigen Land, in dem die Einwohner geflüchtet sind, zwischen zerbombten Häuserruinen und in Kellern zu überleben versuchen oder den Tod oder die Kriegsgefangenschaft erleiden, liegt am Boden. Ob am Urlaubsort genügend heisses Wasser aus der Dusche kommt, ist eine Sorge, die von den Ukrainern nicht mit uns geteilt wird, und auch die Überlegung, ob wir denn noch helfen können, wenn wir nächsten Winter unsere Wohnungen zwei Grad weniger zu warm heizen, wie sie dieser Tage ein sogenannter Politiker im Deutschen Bundestag abgesondert hat, ist in Mariupol schwer zu vermitteln.
Mit der anstehenden mittlerweile fünften Hilfslieferung haben wir unsere Aufgabe aber natürlich nicht erledigt und abgehakt, vielmehr werden wir uns weiter engagieren, bis der Albtraum eines für lange Zeit wütenden Krieges in Europa (und anderswo) vorbei ist. Danke für Ihre Hilfe!