August 2023 – Lebensmittel für Lunsar / Sierra Leone

Lunsar im bitterarmen Siera Leone war schon 2009 Ziel eines von EFI finanzierten Op-Einsatzes (zusammen mit dem Verein „Orthopädie für die Dritte Welt ODW e.V.“ mit Dr. Wolfgang Haller und Schwester Edith N. von der Ebersberger Kreisklinik – siehe „Hauptprojekte“. Im Verlauf übernahmen ODW, was sich inzwischen mit „Orthopedics for the Developing Worrld e.V.“ übersetzt, und Interplast Germany weitgehend Organisation und Finanzierung, nicht ohne regelmässige finanzielle Unterstützung durch EFI. In den letzten Jahren – nach Ende der Ebola-Epidemie – führten ODW und der speziell für den Zweck der Etablierung und des Betriebs eines medizinischen Labors gegründete Verein „GloboLab e.V“ jährlich zwei oder drei Einsätze durch.

Doris Sixt, Leiterin des Ebersberger Kliniklabors, gute persönliche Freundin seit fast 25 Jahren und aktives EFI-Mitglied, verwendete in den folgenden Jahren und bis heute viel Energie und Zeit darauf, am dortigen Krankenhaus St. John of God ein kleines, aber brauchbares Labor mit mikrobiologischem Schwerpunkt einzurichten. Wie immer war und ist das Hauptproblem die Fluktuation fertig ausgebildeter Mitarbeiter*innen, was im Klartext bedeutet, dass jedes Jahr wieder neues Personal angelernt werden muss, während die Mehrzahl der fortgeschrittenen Laborant*innen in andere Standorte mit besseren Verdienstmöglichkeiten abwandert und das Erlernte mitnimmt. Eine echte Sisyphos-Aufgabe, der sie sich aber – unterstützt von Nils N. aus dem Landkreis Ebersberg – jedes Jahr aufs Neue stellt.

Im Zuge der Ebola-Epidemie vor fast 10 Jahren und verstärkt durch die medizinischen, demografischen, wirtschaftlichen und politischen Folgen der Corona-Pandemie hat sich die Situation in Lunsar wie auch sonst in Subsahara-Afrika dramatisch verschlechtert. Die Bevölkerung, soweit sie überlebt hat und nicht auf der Suche nach Arbeit in die Hauptstadt Freetown oder in kaum besser gestellte Nachbarländer abgewandert ist, besteht zu überproportionalen Teilen aus Alten, Frauen und Waisen. Weggezogen sind die leistungsfähigsten jüngeren Männer – ein Problem, das in allen Gegenden mit Migrationsdruck besteht und das eher wenig thematisiert wird.

Im Rahmen der wiederholten Aufenthalte in Lunsar hat Doris Bekanntschaft mit einheimischen sozial engagierten Menschen gemacht, die sie um finanzielle Hilfe für einige Dutzend von ihnen betreute sog. „Strassenkinder“ gebeten haben, sei es zum Zweck der Schulausbildung, der Kleidung, für ein wenigstens gelegentliches Dach über dem Kopf, für eine Dusche oder, dies auch sehr im Sinne von EFI´s Satzung, für Nahrungsmittel bei oder zur Vorbeugung der Unterernährung, für Vitamingaben und Impfungen.

Anfangs hat Doris Sixt die ihr möglichen Summen von ihrem eigenen Ersparten mit auf die Einsätze genommen und dort einfach so übergeben. In den letzten sechs Jahren ist es ihr gelungen, mit regelmässigen Bettelbriefen an ihren privaten Bekanntenkreis und mit ein wenig Hilfe durch EFI tatsächlich (Stand Mitte August 23, eine Aktion läuft gerade noch) über € 35.000.- zu mobilisieren und persönlich oder über entsprechende Geldtransfer-Dienste zu überbringen. Das sind, umgerechnet auf 50 Kinder „nur“ jährlich 120 € pro Kind und Jahr, aber in Sierra Leone machen 10 Euro im Monat einen Riesenunterschied; die Hälfte davon in Nahrungsmittel wie Reis und Öl investiert kann die Entscheidung zwischen lesen Lernen und Verhungern bedeuten.

Das Durchschnittseinkommen in Sierra Leone lag, um eine Grössenordnung zu geben, 2021  bei ca. 480 € pro Jahr; verschlimmert noch dazu durch eine Inflationsrate von über 25 %.

Nach EFI´s gemeinsamer Meinung ist in der jetzigen Situation mit 100 mal 10 Euro für Nahrungsmittel mindestens so viel, wahrscheinlich erheblich mehr getan als mit der Operation einer einzigen schweren Verbrennungsnarbe oder eines Klumpfusses, die ebenfalls ungefähr 500 – 1.000.- Euro verbraucht.

Danke, liebe Doris, für Deinen Einsatz und Deine Ausdauer und die Fähigkeit, vorübergehende Rückschläge auf der einen Seite hinzunehmen und dennoch weiter zu machen.

August 2023 – weitere Ausrüstung für die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen

Auch im noch jungen August konnte EFI für die mit den letzten Reserven um die Gesundheit der vom russischen Bomben- und Raketenkrieg verletzten Soldaten und Zivilpersonen kämpfenden Ärztinnen und Ärzte in den noch arbeitenden bzw. auch in den mobilen Kliniken der östlichen Ukraine erneut dringend benötigte und wichtige Ausrüstungsgegenstände besorgen und auf den Weg schicken. Es handelt sich um kleine, tragbare Pulsoximeter, also Geräte zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut (nicht der O2-Konzentration und auch nicht des O2-Gehalts, wie oft fälschlich zu lesen ist).

Diese Geräte zeigen an, wenn der Sauerstoff-Austausch zwischen Atemluft und arteriellem Blut gestört ist, sei es durch Verletzungen der Lunge (z.B. einen Lungenkollaps bei Schuss-,  Splitter- oder Überdruckverletzung des Brustkorbs durch Kugeln, Granatsplitter oder Explosionen), oder, was hoffentlich nicht geschehen wird, beim Einsatz von auf die Lunge wirkenden chemischen Kampfstoffen. Auch einige lebensbedrohliche Kreislaufprobleme lassen sich erkennen oder vermuten, zumal die Geräte die Pulsfrequenz ebenfalls ablesen lassen.

Ein solches POC-Pulsoximeter („point of care“, also dahin gebracht, wo es gebraucht wird) ist heute kleiner als eine Streichholzschachtel (wer kennt die noch?) und wiegt kaum etwas, meistens um die 60-80 Gramm. Mit LED-Technologie ausgestattet hält die verwendete Standard-Batterie mehrere Dutzend Stunden, das reicht für Hunderte von Einzelmessungen.

EFI hat 50 solche Geräte gekauft und über die gewohnten Wege in ein Krankenhaus in Frontnähe bringen lassen, von wo aus die Verteilung wie auch schon bei einer Reihe anderer Artikel über einen Freund und Fachkollegen nach seiner Einschärtzung erfolgen wird.

Das erste von mir persönlich benutzte Test-Pulsoximeter, es dürfte ca. 1980 gewesen sein, hatte damals die Grösse eines 50er-Jahre-Haushaltsradios, eine Genauigkeit von plusminus 5-10%, war extrem störanfällig, auf Netzstrom angewiesen und kostete ungefähr 25.000 DM. Die um ein Vielfaches genaueren Kleingeräte von heute (s. Abbildung) kosten in guter Qualität zwischen 25 und 75 Euro und gehören ganz selbstverständlich zum Tascheninhalt eines jeden Arztkittels wie der Kugelschreiber und die Taschenlampe.

Natürlich haben wir auch einige Hundert Batterien besorgt und beigefügt.

Ausser den Pulsoximetern konnten wir auch etliche weitere Larynxmasken zur Sicherung der Luftwege bei Bewusstlosen und währen der Anästhesie sowie einige Dutzend Spezialkanülen zur Durchführung rückenmarksnaher Anästhesieverfahren beziehen, dazu die erforderlichen Medikamente. Erneut ist aufgefallen, dass auch nur etwas höhere Mengen solcher relativ einfachen und üblichen Materialien sofort zur Überforderung der Lager unserer Zwischenhändler führen – das laut Politik „beste Gesundheitssystem der Welt“ weist im Materialbereich immer mehr Lücken und Löcher auf, und nicht nur da.

Juli 2023 – keine Ermüdung beim Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus“

Dieser Scheck war das Ergebnis der Aktivitäten des Arbeitskreises „Schule ohne Rassismus SOR“ am Grafinger Max-Mannheimer-Gymnasium, wo am 26. Mai bei nicht gerade kühlem Wetter der 20. Sponsorenlauf zugunsten EFI stattfand. Organisiert vom Arbeitskreis, vor- und nachbearbeitet von Charles Squire und seinen MitstreiterInnen im SOR, mitversorgt von Schul-Sani´s, AK „Light and Sound“, facility mangement und Sportgruppe, kontotechnisch unterstützt vom Schulsekretariat, gefördert von der Leiterin des Gymnasiums Frau Storz, und all das koordiniert in gewohnt unaufgeregter, kommunikativer und kompetenter Art und Weise von Frau Hogrefe brachten an die 300 Schülerinnen und Schüler (Lernende? Oder wie sagt man heute?) ihre Muskelkraft und Ausdauer ein, um EFI seine Aktivitäten auch weiterhin zu ermöglichen.

Die halbwegs genaue Addition ergibt, dass über die Jahre (der erste Sponsorenlauf fand  im Jahre 2001, der diesjährige war nach einhelliger Meinung des AK SOR bestimmt nicht der letzte) trotz Ausfällen wegen Bauarbeiten und Corona das unglaublich treue und engagierte Gymnasium Grafing nur knapp weniger als eine Viertelmillion Euro erarbeitet und gespendet hat – das sucht in Deutschland bestimmt Seinesgleichen, und, wie ich denke, vergeblich. DANKE!

Juni 2023 – Trinkwasser nach der Überflutung

Als ob Raketen, Drohnen und Splitterbomben nicht genug wären, werden jetzt auch noch Ressourcen, die für Ernährung, Landwirtschaft und Energieerzeugung gedacht und genutzt waren, zu Waffen gegen Menschen und Umwelt eingesetzt. Die Sprengung des Kachowka-Dammes, der einen Stausee von der mehrfachen Grösse des Bodensees bzw. fast der halben Grösse des Assuan-Stausees mit dem gigantischen Fassungsvermögen von 18 Milliarden Kubikmetern Wasser zurück hielt, hat nicht nur eine rasch eintretende Überflutung zahlreicher Städte und Ortschaften flussabwärts zur Folge gehabt. Die ehemalige Grossstadt Cherson, die in den langen Kriegsmonaten durch die brutale und mit unendlichem Leid verbundene Belagerung durch die Verbrecher der sog. „Wagner-Gruppe“ (es lebe die deutsche Kultur) Bekanntheit erlangt hat, war bis auf einen Bruchteil der Einwohner zwar schon zuvor nahezu entvölkert, so dass es nicht zu Tausenden akuter Überschwemmungsopfer gekommen ist. Aber der Staudamm lieferte auch das Wasser für die beidseits des weiteren Dnipro-Verlaufs früher intensiv betriebene Landwirtschaft. Durch den Eintrag von hunderten Tonnen Schweröl und anderen Schadstoffen, die bei Sprengung und Überflutung in das Flusswasser gelangt sind und die sich mit dem Rückgang des Wassers im Boden ablagern werden, dürften nach Expertenangaben einige Tausend Quadratkilometer landwirtschaftlicher Flächen auf Jahre hinaus nicht mehr nutzbar sein. Von den Folgen für Flora und Fauna völlig abgesehen sind das enorme wirtschaftliche und damit soziale Schäden, und das eigentlich Schlimme daran ist, dass diese Effekte nicht nur in Kauf genommen wurden, sondern in voller Kenntnis beabsichtigt waren.

Wo das Süsswasser vorwiegend mechanisch verunreinigt ist, gibt es immer dann, wenn eine industrielle oder grosstechnische Lösung nicht möglich oder nicht rechtzeitig möglich ist, die Chance, mit dezentralen punktuellen Lösungen wenigstens übergangsweise für trinkbares Wasser ohne Einsatz von Energie und ohne grosses technisches Know How zu sorgen. Eine Möglichkeit (s. Aktuelles“, vorhergehender Beitrag) ist PAUL, die Portable Aqua Unit for Livesaving, eine wie der Name sagt tragbare Apparatur zur Wasserbehandlung. PAUL wurde vor ca. 20 Jahren an einer deutschen Universität (in Kassel) entwickelt, basiert auf Nano-Oberflächentechnologie und hat gleich mehrere Vorteile (leider auch einen wichtigen Nachteil). Nach meiner Kenntnis wurden bisher schon über 4.000 PAUL´s weltweit verteilt, darunter auch 90 in Deutschland. Das Gerät ist leicht – um die 25 kg – und kann deshalb von Menschen transportiert werden; das ist entscheidend überall da, wo Strassen und andere Transportwege unterbrochen sind. Das Gerät ist sehr robust und kann z.B. aus einem dicht über Grund fliegenden Hubschrauber oder an einem Fallschirm abgeworfen werden; es benötigt keine externe Energie, der Filtrationsvorgang erfolgt ausschliesslich durch den hydrostatischen Druck des eingefüllten Schmutzwassers; und der Betrieb erfordert keine technischen Kenntnisse oder speziellen Gerätschaften, eine einfache Wartung ist nur nach Monaten des Betriebs nötig. Während PAUL auch Bakterien und Viren fast vollständig heraus filtert (die Porengrösse liegt zwischen 20 und 100 Nanometern, das ist ein Zehntel bis ein Fünfzigstel Mikrometer; ein Typhus-Bakterium misst dagegen etwa einen halben bis gut einen Mikrometer im Durchmesser, die Mehrzahl der krankmachenden Viren liegt in der Grösse zwischen 20 und 300 Nanometern), sind chemische Schadstoffe zumeist gelöst und deshalb durch die Filterung nicht entfernbar.

Dank einem langjährigen Freund aus dem Ebersberger Umfeld, der mit seinem Ingenieur-Büro nicht nur über viele Jahre hinweg für Planung und Umsetzung des Hochwasserschutzes im Landkreis verantwortlich gewesen ist, sondern mich auch vor 12 Jahren über den örtlichen Rotary- und LIONS-Club mit dem PAUL-System bekannt gemacht hat, konnten wir nun für EFI sechs solche Filter-Einheiten erhalten und in die ukrainischen Überflutungssgebiete losschicken.

Danke, Robert Hoßfeld und danke, dass Du Deinen persönlichen Draht zum PAUL-„Erfinder“ und Hersteller Prof. Frechen eingesetzt hast, damit das auch in Zeiten sehr hoher Nachfrage so rasch möglich geworden ist!

PS am 5.7.23: die vorerst 6 PAUL-Einheiten sind wohlbehalten in Osnabrück angekommen, von wo sie diese Woche durch die Ukraine-Hilfe-Gruppe „What have you Done“? nach Cherson transportiert werden. Ein kleiner Beitrag, aber sicher nicht der letzte.

PPS am 20.7.23: die PAULs haben ihr Einsazugebiet unterhalb des gesprengten Kachowka-Dammes erreicht und sind, so hören wir von unseren dortigen Partnern, bereits im Einsatz. Die Reaktion von dort: „Auch wenn manche Chemikalien von den Filtern nicht abgefangen werden, ist vielleicht mit Chemikalien verunreinigtes Wasser so viel besser als eine vielleicht mit Chemikalien verunreinigte, aber garantiert Bakterien- und Viren-haltige Schmutzbrühe – danke an EFI!“

Juni 2023 – weitere Ausrüstung für den Op

Unter schwierigsten Bedingungen arbeiten Kolleginnen und Kollegen in dem, was nach den nicht endenden Raketenangriffen gerade auch auf die medizinische Infrastruktur noch als „Krankenhäuser“ geblieben ist; oftmals ohne Heizung, mit sporadischer Stromversorgung, mit Betrieb lebenswichtiger Ausrüstung (z.B. Sterilisatoren, Licht, Beatmungsgeräte) an irgendwie betriebenen Generatoren und immer in der Angst vor der nächsten Drohne. Krieg ist kein ritterliches Turnier wie früher, aber die in diesem Krieg an den Tag gelegte Menschenverachtung mit gezielter Beschädigung und Zerstörung der lebenswichtigen Grundstrukturen hat in der Sprengung des Kachowka-Staudamms einen weiteren unsäglichen Höhepunkt erreicht.

Dieser Staudamm in der Gegend von Cherson mit einem dahinter liegenden Stausee viermal so gross wie der Bodensee war entscheidend für die Landwirtschaft im gesamten Gebiet, für die Stromerzeugung (die allerdings wegen des Alters der Anlage nicht besonders hoch war), aber auch für die Trinkwasserversorgung grosser Teile der Süd-Ukraine einschliesslich der Krim und nicht zuletzt für die Kühlung des riesigen Kernkraftwerkes Saporischyja. Die Kontamination des jetzt in die Ebene südlich von Cherson auslaufenden Wassers mit Öl und anderen Chemikalien wird, so ist zu befürchten, die landwirtschaftlichen Flächen auf Dauer verseuchen und eine Bewirtschaftung auf langer Zeit nicht mehr erlauben.

Es ist erschütternd anzusehen, wie die nach den brutalen Kämpfen um die Stadt Cherson ohnehin nur vereinzelt zurück gebliebenen Bewohner jetzt, nachdem sie Raketen, Bomben, Granaten und Strassenkampf überlebt haben, erneut nur mit dem Nötigsten oder gänzlich ohne jede Habe auf der Flucht sind, ohne eine Perspektive, wohin sie sich wenden sollen. Vor ihnen liegt zerstörte Heimat, das linke Flussufer ist von Feinden besetzt, von denen jede denkbare Grausamkeit droht, eine Versorgung von aussen durch internationale Organisationen ist nur sehr begrenzt möglich wenn überhaupt.

Inmitten dieses Chaos versuchen ärztliche Kolleginnen und Kollegen, einen notfallmässigen Klinikbetrieb aufrecht zu erhalten; darunter in einem ehemals grossen Krankenhaus in Saporischyja, zu denen EFI seit Kriegsbeginn Verbindung hat und die wir im Laufe des vergangenen Jahres nach unseren Möglichkeiten mit Instrumenten, Medikamenten und weiterer Ausrüstung unterstützt haben. Auf dringende Anfrage konnten wir jetzt aktuell ein gebrauchtes Hochfrequenz-Gerät mit Zubehör zum Einsatz bei Operationen beschaffen, welches der Beschleunigung der Chirurgie und der Blutstillung dient. Damit lässt sich neben der Zeitersparnis unter Zeitdruck vor allem die Blutstillung erheblich verbessern, zumal Nahtmaterial (auch hier bemüht sich EFI regelmässig um Nachschub) und Blutkonserven bei Weitem nicht ausreichend zur Verfügung stehen.

Damit das noch nicht mit Chemikalien, aber doch mit sehr viel Sand und anderen Schwebstoffen verunreinigte Dnipro-Wasser, das jetzt und für lange Zeit durch die gebortstene Staudamm-Mauer fliessen wird, wenigstens halbwegs als Trinkwasser genutzt werden kann, bemüht sich EFI seit wenige Stunden nach der Sprengung um die Beschaffung einer grösseren Zahl des transportablen Reinigungssystems „PAUL“ (Portable Aqua Unit for Lifesaving), das bei einem damaligen Stückpreis von US-$ 1.000.- vor Jahren schon erfolgreich in Pakistan, Myanmar, Haiti und Malawi zum Einsatz gekommen ist. MIt entsprechender wartungsarmer und energieunabhängiger Technik kann ein „PAUL“ täglich etwa 1.000 Liter verschmutztes Wasser zu passablem Trinkwasser machen.

Wir werden berichten, ob Beschaffung und Transport gelungen sind und ob gegebenenfalls rechtzeitig.

April 2023 – ein Allrad-Krankenwagen für den Fronteinsatz

Die von EFI bereits in die Ukraine gespendeten Krankenfahrzeuge sind mit grosser Freude entgegen genommen worden und stellen, hören wir, eine grosse Hilfe dar. Wie bei ihrer ursprünglichen Verwendung in Deutschland sind sie allerdings an eine Strasse von ausreichender Stabilität und Ebenheit gebunden – was nach mehr als einem Jahr Raketen- und Artilleriebeschuss, Granaten- und Minenexplosionen umso weniger vorzufinden ist, je mehr man sich der Front nähert. Der Winter (EFI konnte übrigens auch einige Petroleum-Öfen von Privatpersonen ausfindig machen und über die bekannten Transportwege vor Ort bringen) und der Regen im einsetzenden Frühjahr haben es noch schwieriger bis unmöglich gemacht, unsere (und alle anderen) Krankenfahrzeuge dorthin zu bringen, wo sie benötigt werden.

Auf Wunsch ukrainischer Kollegen, vermittelt über unseren wichigsten Partner aus Ebersberg, haben wir deshalb aus Nordrhein-Westfalen einen gebrauchten Mercedes Benz Allrad Krankenwagen (schon mit über 350.000 km auf dem „Buckel“, aber in gutem Zustand) und aus Holland eine dazu passende Krankentrage beschafft, die hoffentlich mit ihrem ukrainischen Fahrer schon in wenigen Tagen zusammen auf den langen Weg gehen werden. Bis zur Stadt Lwiw im ukrainischen Westen sind etwa 1.500 km zu bewältigen, von dort bis Saporischyja weitere 1.000 km, dazwischen zwei Landesgrenzen Deutschland-Polen und Polen-Ukraine – wir wünschen eine gute und sichere Fahrt!

NACHTRAG am 20. April 23: das Fahrzeug ist nach kurzem Aufenthalt in Polen und zusätzlicher Ausrüstung dort bereits in der Zentralukraine angekommen, nach Weiterfahrt Richtung Osten ist der Einsatz an der Front im Osten des Landes bereits für nächsten Dienstag geplant.

Im Namen von EFI und namens aller Menschen, die den verbrecherischen Überfall des russischen Militärs auf den „Bruderstaat“ nicht tatenlos hinnehmen wollen, danke ich – wie zuletzt schon so oft – allen ungenannten Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz unter schwierigsten und manchmal lebensgefährlichen Bedingungen.

 

 

 

Februar 2023 – der zweite Ukraine-Krankenwagen ist gefunden

Zusammen mit einer in Deutschland ansässigen und tätigen ukrainischen Freundin konnte nun nach langer Suche und auch nur unter Einsatz von etwas mehr Geld ein zweites gebrauchtes Krankenfahrzeug aufgetrieben und angeschafft werden. Der „TÜV“ ist erfolgreich absolviert, und geplant noch für Februar wird der RTW mit einem freiwilligen Fahrer auf den Weg in die Ukraine gehen.

Die Kosten für das Fahrzeug betragen € 15.500.-, das ist für ein Spezialfahrzeug dieser Art ein sehr günstiger Preis. EFI hat, weil es nicht möglich war, für die vom Verein „United for Ukraine“ gesammelten Spenden ein brauchbares Fahrzeug zu erwerben, nochmal € 7.500.- beigesteuert. Danke, Angelina, für Deine ganze Mühe beim Suchen und Finden!

Wir hoffen, dass der Krankenwagen möglichst kurz für Kriegs-Verletzte und danach  möglichst bald und lang für Erkrankte zum Einsatz kommen kann. Die Partner vom Verein UnitedForUkraine werden uns von der Übernahme am Einsatzort berichten. Gute Reise!

Februar 2023 – mehr Nahtmaterial und Instrumente

Mit erneuter Unterstützung durch die Kreisklinik Ebersberg (danke liebe Cordula W. und Karl K.!) konnte EFI eine grössere Position Nahtmaterial in verschiedenen Grössen, verschiedenen Materialien und mit verschiedenen Nadeln sowie eine ganze Kollektion chirurgischer Instrumente erwerben und umgehend über unseren „Ameisenpfad“ auf den Weg in die Ukraine bringen. Ziel am Ende des Pfades ist eine Klinik in Mykolayiv, von der aus befreundete Kollegen die Dinge dorthin auf den Weg bringen, wo der Mangel am grössten und der Einsatz am hilfreichsten ist. Diesen Überblick hätten wir aus Grafing heraus selbstverständlich nicht – den dortigen Kollegen, die ihrerseits aus Studienzeiten befreundet sind mit zwei ukrainischen Ärzten in der Ebersberger Klinik, vertrauen wir ohne Einschränkung.

    Der Wert der aktuellen Lieferung läge, wenn man ohne Verbindungen und ohne das Entgegenkommen der Hersteller und Zwischenhändler einkaufen müsste, um die € 50.000.-. EFI musste nur etwa 30.000.- einsetzen – unser herzlicher Dank gilt Fa. B. Braun GmbH in Melsungen und Fa. Medicon in Tuttlingen, die und beide grosszügig entgegen gekommen sind (und das hoffentlich wieder tun werden)!

Januar 2023 – medizinische Ausrüstung nach Kräften

Obwohl es aussieht, als ob die seit 2020 abgesagten klassischen EFI-Operationseinsätze unter dem Dach von Interplast Germany e.V. im Jahr 2023 wieder aufgenommen werden könnten (Noida im April, Haridwar im Herbst, s. „Hauptprojekte“) und dann entsprechende Ausgaben verursachen werden, ist EFI in der Lage, die medizinische Unterstützung an einigen Orten in der Ukraine weiter zu führen.

Dies verdanken wir der anhaltenden Spendenbereitschaft unserer langjährigen Unterstützerinnen und Unterstützer, im Moment aber dazu auch einer sehr hohen Spende aus der deutschen Industrie, die bevorzugt dort gemäss unseren Satzungszwecken eingesetzt werden soll. Das tun wir bereits mit Hochdruck in der Überzeugung, dass Medikamente und Operationsmaterialien umso mehr bewirken, je eher sie am Ort des Bedarfs zur Verfügung stehen.

Ukrainische (und auch russische) ärztliche Kolleginnen und Kollegen, die seit langer Zeit in Deutschland und eben auch im Raum Ebersberg arbeiten, kümmern sich um die gezielten Informationen über den speziellen Bedarf, aber genauso um den Transport an Krankenhäuser vor allem im besonders umkämpften Osten und Südosten des Landes, wo trotz ununterbrochenen Artillerie-, Raketen- und Drohnen-Angriffen noch medizinische Einrichtungen auf einem gewissen Niveau arbeiten. Von Saporischschja ist es nicht weit nach dem fast völlig zerstörten Cherson oder nach Mykolajyv, das ebenfalls Ziel einiger Transporte von EFI gewesen ist und wieder sein wird.

Die logistischen Schwierigkeiten lassen sich vom komfortablen Grafing aus überhaupt nicht einschätzen; trotzdem bemühen sich die Empfänger, den Erhalt der Spenden in irgendeiner Weise zu bestätigen. Sie schaffen es immer wieder (wenn auch nicht immer), über das Internet, über private „Boten“ oder auch nur durch einen Telefonanruf. Transporte durch Kriegsgebiet erreichen nicht ausnahmslos ihr Ziel, kaum ein Empfänger verfügt über einen Schreibtisch wie im Routinebetrieb. EFI ist sich bewusst, dass die strengen Formalien, wie sie zu Recht bei einem gemeinnnützigen Verein einzuhalten und auch zu überprüfen sind, vielleicht nicht lückenlos erfüllt werden können – wir tun unser Bestes.

In den ersten Tagen des Neuen Jahres konnten wir eine kleinere Sendung Op-Instrumente (weitere werden folgen), Materialien zur Notfallbehandlung und Nahtmaterial (auch hier nur eine erste, kleinere Menge) kaufen, Material im Wert von ca. € 5.000.-, das nach Lieferung hoffentlich schon in der nächsten Woche auf den Weg nach Zaporischschja gehen.

Saporischschja bzw. auf Russisch Saporoschje mit einer Vorkriegs-Einwohnerzahl von knapp 800.000 verfügt neben dem häufig in den Medien erwähnten grössten Atomkraftwerk Europas auch noch über das grösste Wasserkraftwerk der Ukraine, das den Dnepr-Stausee nutzt und eine Leistung von 1.500 MW aufweist. Das ist mehr als doppelt so viel wie die beiden grossen deutschen Edertal-Kraftwerke in Hessen zusammen oder zehnmal die Leistung des bayerischen Walchensee-Kraftwerks.

Das Krankenhaus der Medizinischen Hochschule arbeitet unter schwierigsten Bedingungen und natürlich nur eingeschränkt, hat aber unendlich zu tun mit Verletzungen von Lunge, Brustkorb, grossen Gefässen und Bauchorganen, wie sie durch Splitter typischerweise entstehen. EFI steht in enger Verbindung mit den dortigen Chirurgen und versucht den Mangel wenigstens ein bisschen zu lindern.

 

November 2022 – mehr Material für Osteuropa

Aus den bewundernswerten Sammel-Aktivitäten unseres Noida-Teammitglieds Sandra Stauber sind wieder (geschätzt zum zehnten Mal) eine Menge medizinischer Artikel zusammen gekommen. Die wurden nach Sichtung, Trennung und getrenntem Verpacken bzw. getrennter Entsorgung nicht zu verwendender Dinge (auch das ist humanitäre Arbeit, nicht nur das Fernsehserien-reife „Lebenretten“) je nach Art teils mit einer kommerzieller Spedition in die befreundeten Kliniken in Ostrumänien, teils über die nun schon häufig genannten „Ameisenwege“ an verschiedene Orte in der kriegsgequälten Ukraine gebracht.

Dort sind auch Artikel der Körperpflege, einfaches Verbandsmaterial, Desinfektions- und Reinigungsmittel allerhöchst willkommen, ebenso wie völlig intakte, aber vom Produktionsdatum her verfallene und deshalb in Deutschland nicht mehr verwendbare Schutzanzüge, wie sie von Berufsorganisationen in grosser Zahl an Arztpraxen verteilt worden waren. Einige Hundert davon sind ebenfalls auf dem Weg und werden wenn nicht gegen Viren, dann gegen Regen, Schmutz und Kälte schützen.

Für die rumänischen Freunde konnten wir ein komplettes Set zur endoskopischen Kniegelenks-Chirurgie beisteuern zusammen mit reichlich Zubehör. In Ermangelung eines CE-Zeichens ist die Verwendung in Deutschland nicht mehr zulässig, die Herkunftsklinik (und nahezu alle anderen Kliniken) musste sich für viel Geld neu ausstatten. Ob solche Abläufe stets und immer nur sicherheitstechnische oder gar medizinische Gründe haben, sei dahin gestellt. Bei PKW´s würde das plötzliche Aus-dem-Verkehr-Ziehen aller Fahrzeuge mit nur dem zweitneuesten Sicherheitsstandard wohl nicht funktionieren – das Fehlen von Sicherheitsgurten, Katalysator, Airbag etc. in Old- und Youngtimern ist Lobby-mässig offenbar besser abgesichert. Die Klinik in Rumänien wird sich freuen!