März 2022 – EFI tut was möglich ist

Fünf Wochen dauert der sinnlose und grausame Krieg bereits, den Russland unter seinem Despoten aus Gründen, die im 21. Jahrhundert in Europa niemand mehr nachvollziehen kann, in das Nachbarland Ukraine getragen hat. Wenn die russische Bevölkerung wüsste, was sich in ihrem Namen dort abspielt, würde sie nie und nimmer zustimmen; die Bevölkerung wird aber nicht gefragt, sondern nach Kräften desinformiert, mit Lügen und falschen Behauptungen versorgt und von nachprüfbarer Information fern gehalten. Oder, wenn all das nicht genügt, auf offener Strasse verhaftet und weggesperrt.

Selbstverständlich ist auch nicht alles, was wir aus den Medien über die ukrainische Situation erfahren, hundertprozentige und unbeeinflusste und untendenziöse Wahrheit, das wissen wir so gut wie unsere ukrainischen Freunde (und auch unsere russischen Freunde hier in Ebersberg und München). Aber: dass mit militärischen Mitteln gegen Städte und Einrichtungen militärischer und ziviler Art vorgegangen wird, daran besteht kein Zweifel, und dass dies in der Ukraine stattfindet und nicht in Russland, das steht ebenso ausser Frage. Wer Bomben wirft und mit Panzern Grenzen überschreitet, ist NIEMALS im Recht.

EFI hat mittlerweile Nachricht, dass unser erster Transport vollständig und wohlbehalten in Lutsk (Grösse wie Mainz oder Lübeck) angekommen ist und auf mehrere Krankenhäuser verteilt wurde (s. „Aktuelles, Februar“). Über die Münchener Ukrainische Gemeinde (eine persönliche Verbindung dorthin besteht über einen Kollegen der Ebersberger Kreisklinik) wurde vor ein paar Tagen ein Transport nach Saporischschja angekündigt (eine grosse Stadt, etwa so gross wie Stuttgart, im Südosten des Landes am Dnjepr). Diesen Transport haben wir anhand einer Wunschliste des dortigen Klinikums mit verschiedenen Medikamenten, Infusions- und Plasmaersatzlösungen ausgestattet, die unser Mitglied Dr. Detterbeck in der Apotheke rasch besorgen konnte, welche seit Jahren unsere Interplast-Einsätze zu sehr günstigen Konditionen versorgt. Der Wert dieser Spende dürfte um die 8-10.000 € Euro liegen (die Rechnung steht noch aus, wir hoffen auf Milde).

Mit den Wasserburger Freunden vom Verein „Begegnungen mit Menschen“ planen wir auf Hochtouren, einen weiteren LKW mit medizinischem Material auszurüsten, das zum grössten Teil wieder über die Kreisklinik Ebersberg zu günstigen Preisen gekauft werden kann. Dank der erfolgreichen (und noch laufenden; s. „Aktuelles, Februar 22“) Spendenaktion, an die sich inzwischen Aktionen im Rosenheimer Raum und in Wasserburg angeschlossen haben, hoffen wir, bald ein Spendenvolumen von weiteren ca. € 20.000.- verfügbar zu haben. Damit lässt sich doch allerhand Material beschaffen, wenn man sich auf die tatsächlichen Notwendigkeiten besinnt, z.B. Verbandsmittel, Pflaster, chirurgisches Nahtmaterial incl. Pinzetten, Scheren und Nadelhalter, dazu Blutersatzmittel, Infusionen und Zubehör, um nur Einiges zu nennen. All das ist auch schnell verbraucht, aber wir sind ja nicht die einzige Organisation, die sich um Nachschub bemüht.

Über eine weitere persönliche Beziehung (auch in der Ebersberger Klinik sind russische und ukrainische Ärzte beschäftigt, die in völliger Übereinstimmung an einem Strang ziehen) haben wir Kontakt zur Zentrale des Kuratoriums für Heimdialyse aufgenommen, weil ein Freund und Kollege in Kiew (doppelt so gross wie München) eine Dialyseabteilung leitet und um Hilfe bei der Beschaffung von speziell erforderlichen Verbrauchsartikeln gebeten hat (Schlauchsysteme, spezielle Lösungen). Sobald Spezifikationen geklärt sind und Transportwege feststehen, werden wir unser Möglichstes tun.

Schliesslich hat ein weiterer persönlicher Bekannter, Chirurg in einer grossen Klinik in Mykolajyw (südliche Ukraine, nicht weit vom Schwarzen Meer halbwegs zwischen Krim und Odessa und damit besonders umkämpftes Gebiet; Grösse etwa wie Nürnberg oder Hannover) dringend um Hilfe mit Nahtmaterial und Op-Instrumenten gebeten. Wir versuchen, eine wenigstens vorübergehend entlastende Menge so rechtzeitig zu beschaffen, dass sie mit einem Privatwagen transportiert werden kann, der Ende nächster Woche auf den gefährlichen Weg gehen wird.

Aus mehreren Gründen achten wir darauf, dass unsere Verbindungen möglichst über private Beziehungen ablaufen oder wenigstens abgesichert sind. Zu viele Nachrichten, ob immer zutreffend oder nicht, sprechen davon, dass nicht nur humanitär Aktive unterwegs sind, sondern auch genug Menschen, die aus den entstandenen Notlagen Gewinn ziehen wollen, auch wenn es sich um Landsleute handelt (auch in Deutschland wird die überwältigende Merheit der Straftaten von Deutschen an Deutschen verübt). Ich  erinnere an die nicht immer erfolglosen Versuche an den Ankunftsbahnhöfen, vor allem jungen Frauen mit dem Versprechen von Wohnung und Hilfe die Pässe abzunehmen; der Verlauf ist danach derselbe wie beim „normalen“ Menschenhandel, nur dass die Mühe mit dem Transport aus dem Herkunftsland nach Deutschland wegfällt. Es ist also durchaus vorstellbar, dass gespendetes Material nicht wie geplant seinen Weg an den Ort des Bedarfs findet, sondern auf dem Schwarzmarkt auftaucht oder sogar ins Ausland weiter verteilt wird. Letztlich wird mit einer Mullkompresse niemand Schaden anrichten und jedem, der sie benötigt, sei sie vergönnt. Die Absicht ist aber, die Kriegsgeschädigten zu unterstützen, und deshalb lassen wir die mögliche, wenigstens die in der gebotenen Eile mögliche Vorsicht walten.

Danke an alle Spenderinnen und Spender, und bitte nicht nachlassen!