Obwohl es aussieht, als ob die seit 2020 abgesagten klassischen EFI-Operationseinsätze unter dem Dach von Interplast Germany e.V. im Jahr 2023 wieder aufgenommen werden könnten (Noida im April, Haridwar im Herbst, s. „Hauptprojekte“) und dann entsprechende Ausgaben verursachen werden, ist EFI in der Lage, die medizinische Unterstützung an einigen Orten in der Ukraine weiter zu führen.
Dies verdanken wir der anhaltenden Spendenbereitschaft unserer langjährigen Unterstützerinnen und Unterstützer, im Moment aber dazu auch einer sehr hohen Spende aus der deutschen Industrie, die bevorzugt dort gemäss unseren Satzungszwecken eingesetzt werden soll. Das tun wir bereits mit Hochdruck in der Überzeugung, dass Medikamente und Operationsmaterialien umso mehr bewirken, je eher sie am Ort des Bedarfs zur Verfügung stehen.
Ukrainische (und auch russische) ärztliche Kolleginnen und Kollegen, die seit langer Zeit in Deutschland und eben auch im Raum Ebersberg arbeiten, kümmern sich um die gezielten Informationen über den speziellen Bedarf, aber genauso um den Transport an Krankenhäuser vor allem im besonders umkämpften Osten und Südosten des Landes, wo trotz ununterbrochenen Artillerie-, Raketen- und Drohnen-Angriffen noch medizinische Einrichtungen auf einem gewissen Niveau arbeiten. Von Saporischschja ist es nicht weit nach dem fast völlig zerstörten Cherson oder nach Mykolajyv, das ebenfalls Ziel einiger Transporte von EFI gewesen ist und wieder sein wird.
Die logistischen Schwierigkeiten lassen sich vom komfortablen Grafing aus überhaupt nicht einschätzen; trotzdem bemühen sich die Empfänger, den Erhalt der Spenden in irgendeiner Weise zu bestätigen. Sie schaffen es immer wieder (wenn auch nicht immer), über das Internet, über private „Boten“ oder auch nur durch einen Telefonanruf. Transporte durch Kriegsgebiet erreichen nicht ausnahmslos ihr Ziel, kaum ein Empfänger verfügt über einen Schreibtisch wie im Routinebetrieb. EFI ist sich bewusst, dass die strengen Formalien, wie sie zu Recht bei einem gemeinnnützigen Verein einzuhalten und auch zu überprüfen sind, vielleicht nicht lückenlos erfüllt werden können – wir tun unser Bestes.
In den ersten Tagen des Neuen Jahres konnten wir eine kleinere Sendung Op-Instrumente (weitere werden folgen), Materialien zur Notfallbehandlung und Nahtmaterial (auch hier nur eine erste, kleinere Menge) kaufen, Material im Wert von ca. € 5.000.-, das nach Lieferung hoffentlich schon in der nächsten Woche auf den Weg nach Zaporischschja gehen.
Saporischschja bzw. auf Russisch Saporoschje mit einer Vorkriegs-Einwohnerzahl von knapp 800.000 verfügt neben dem häufig in den Medien erwähnten grössten Atomkraftwerk Europas auch noch über das grösste Wasserkraftwerk der Ukraine, das den Dnepr-Stausee nutzt und eine Leistung von 1.500 MW aufweist. Das ist mehr als doppelt so viel wie die beiden grossen deutschen Edertal-Kraftwerke in Hessen zusammen oder zehnmal die Leistung des bayerischen Walchensee-Kraftwerks.
Das Krankenhaus der Medizinischen Hochschule arbeitet unter schwierigsten Bedingungen und natürlich nur eingeschränkt, hat aber unendlich zu tun mit Verletzungen von Lunge, Brustkorb, grossen Gefässen und Bauchorganen, wie sie durch Splitter typischerweise entstehen. EFI steht in enger Verbindung mit den dortigen Chirurgen und versucht den Mangel wenigstens ein bisschen zu lindern.