Als ob es nicht schon schwierig genug auf der Welt wäre mit Seuchen, Klimakatastrophe und Umweltverschmutzung und mit der aus alledem resultierenden Migration, meint jetzt ein offenbar nicht mehr ganz an der Realität orientierter Potentat, er müsse aus Gier, verletztem Stolz, Grossmachtsphantasien oder warum auch immer wie schon vor acht Jahren erneut über ein Nachbarland herfallen. 40 Millionen Menschen leben in der Ukraine (und nicht im Überfluss), deren „Vergehen“ darin besteht, politisch anderer Meinung zu sein als der mächtige Nachbar (mächtig nur was das Waffenpotential angeht; ansonsten ist Russland nur ein respektierter Teilnehmer am Wirtschaftsleben, weil es über – endliche – Rohstoffe verfügt).
Uns alle, die wir nach dem Zweiten Weltkrieg geboren sind und Szenen, wie sie sich jetzt im Osten Europas abspielen, nur aus den Erzählungen unserer Eltern kennen – Flucht zu Fuss mit einem Koffer und nicht mehr, ungewisses Ziel irgendwo, nur nicht in der Heimat; Hunger; junge Leute, die sich hinter Sandsäcken vor Streubomben zu schützen versuchen und sich mit Brandsätzen aus Styropor und Benzin wehren gegen eine gepanzerte Übermacht wie aus dem Herrn der Ringe – uns alle hat dieser Horror unvorbereitet getroffen. Dass solche Bilder im 21. Jahrhundert möglich sind, kann jemand meiner Generation (geboren 1950 und seitdem unter Goldilocks-Bedingungen aufgewachsen, erwachsen und schliesslich alt geworden) nicht verstehen.
Zusammen mit den langjährigen Partnern von „Begegnungen mit Menschen BMM e.V.“ aus Wasserburg, namentlich dem Vorsitzenden Andreas Bauer, und der Kreisklinik Ebersberg gemGmbH (besonders aktiv und verlässlich schon wieder Frau Doris Achtert, die Leiterin der Internen Organisation; s. auch Aktuelles, „Bettentransporte“) hat EFI schon in den letzten Februar-Tagen einen LKW-Transport organisiert, der EFI-Lagerbestände, über die Klinik beschafftes medizinisches Material, Medikamente und Nahrung sowie weitere Fracht aus den Kliniken Rosenheim und Erding im Gesamtgewicht von vielen Tonnen Richtung Ukraine schaffte. Bereits am 4.März, als viele andere NGO´s noch mit dem Formulieren von Spendenaufrufen befasst waren, waren unsere Spenden an der polnisch-ukrainischen Grenze in Chelm-Srebrzyszcze eingetroffen und von dort in kleineren Fahrzeugen ins ukrainische Lutsk ganz im Nordwesten geschafft worden.
Wir hatten uns grosse Eile auferlegt, weil nach früheren Erfahrungen die Transportkapazität auf der Strasse rasch zusammen bricht, wenn aus allen Richtungen Hilfstransporte eintreffen; und weil zu befürchten war, dass gerade die grösseren Städte, aus denen uns gezielt Hilferufe zugegangen waren, nicht mehr lange erreichbar sein würden. Die westukrainische Grossstadt Lwiw steht heute (15. März) bereits unter Raketenbeschuss und Artilleriefeuer. Lwiw war zunächst als Umschlagplatz für Waren und Flüchtlinge vorgesehen, weil die Stadt aus Polen, Ungarn, der Slowakei und Rumänien gut zu erreichen ist. Auch aus Belarus, aber von dort wird nicht mit Hilfsgütern gerechnet, im Gegenteil.
Die Kreiskinik Ebersberg hatte spontan ein Geldvolumen von € 10.000.- zur Verfügung gestellt und sehr zügig mit ihren Lieferanten besprochen, dass für diese Aktion die Klinik-Einkaufspreise in Anspruch genommen werden könnten – danke dafür an GF Stefan Huber und „Finanzminister“ Klaus Köller! Die Ausgaben, die über diesen Betrag hinaus gingen, werden von EFI getragen, die Transportkosten i.H.v. ca. € 3.000.- übernahm der Verein BMM.
Und noch darüber hinaus folgte ein Klinik-interner Spendenaufruf, über den incl. Mundpropaganda im Familien- und Freundeskreis mittlerweile mehr als € 12.000.- eingegangen sind. Die Geschäftsführung der Kreisklinik hat angekündigt, den von Klinikangehöigen gespendeten Betrag zu verdoppeln – eine grossartige Geste, allen Respekt dafür.
Nach Kassensturz und nach Entwicklung der Lage in der Ukraine werden wir in Abstimmung und zusammen mit der Ebersberger Klinik entweder einen weiteren LKW ausrüsten oder den entsprechenden Betrag einer qualifizierten NGO übergeben (angedacht ist Aktion Medeor) oder, wenn die Hilfslieferungen von den grossen Organisationen wie UN, THW, RK etc. für ausreichend gehalten werden, die Mittel für die Unterstützung und Integration von Ukraine-Flüchtlingen im Landkreis verwenden. Und mit aller Kraft weiter sammeln und nicht aufhören, den von Russlands Diktator vom Zaun gebrochenen Krieg lautstark anzuprangern.