Mit Intensivierung der kriegerischen Handlungen nicht nur jetzt auch im Westen des Landes sind unsere Materialtransporte schwieriger geworden (Raketen auf Odessa, vermutete Vorbereitung eines Überfalls auf Transnistrien im westlichen Nachbarstaat Moldau – Grösse etwa wie NRW; dieses ehemals rumänisch verwaltete Land gehörte später als Teil der Sozialistischen Republik Moldau und damit Teil der Sozialistischen Republik Ukraine der UdSSR an und hat sich nach Unabhängigkeit der Republik Moldau 1991 ohne völkerrechtliche Anerkennung zu einer selbständigen Republik erklärt. Der vorangehende Bürgerkrieg 1992 gab der russischen Armee die Gelegenheit, das Gebiet faktisch zu besetzen, mit russischer Administration und russischem Geld auszustatten und es faktisch zu annektieren. Die Vorgehensweise unterscheidet sich nicht wesentlich von den Abläufen, die jetzt auf der Krim und im Donbass eingeleitet wurden).
Wir freuen uns deshalb über die gestern eingegangene Nachricht, dass eine Lieferung von Antibiotika (s.o.), um die das Krankenhaus in Mykolajyw gebeten hatte, wohlbehalten ihr Ziel erreicht hat.
Weniger positiv sind die Nachrichten, die wir aus dem deutschen Medizinproduktehandel erhalten. Als Nachwirkung der Corona-Pandemie liegen, wie in vielen anderen Sparten auch, unendliche Mengen von Produkten in lockdown-bedingt blockierten Häfen (z.B. Shanghai, Hongkong, Singapur, Guangzhou; neun der 10 grössten Häfen der Welt liegen in China, von wo wir auch den grössten Teil unserer Medizinprodukte beziehen) in Containern und können nicht annähernd im üblichen Tempo abgewickelt werden. Mit dem Wenigen, was Europa erreicht, werden leider, aber verständlicherweise nicht in erster Priorität Organisationen wie der Ebersberger Förderverein Interplast bedacht, sondern die langjährigen Kunden im öffentlichen Gesundheitswesen. Diese klagen ihrerseits über Nachschubprobleme beträchtlichen Ausmasses. Trotzdem konnten wir zusammen mit der Einkaufsabteilung der Ebersberger Kreisklinik (danke, Frau Werner) und mit „Aktion Medeor e.V.“ in der Nähe von Krefeld Material im Wert von nahezu € 40.000.- einkaufen, welches in den nächsten Tagen geliefert und danach mit einem grossen LKW (wieder vermittelt von der Schweizerischen Osteuropa-Hilfe in Einsiedeln) in die Ukraine schaffen werden. Die finanzielle Last werden EFI und der Verein Begegnungen mit Menschen gemeinsam tragen – wir schaffen das.
Wir hoffen sehr, dass wir in ein, zwei Wochen erneut von einem gelungenen Transport berichten können!
Nachtrag Mitte Juni: leider haben einige Medizinproduktehändler unsere Bestellungen zwar entgegen genommen, sich aber kurz danach für unfähig erklärt, die Produkte zu liefern. Als gemeinsamen Grund geben sie die Unterbrechung der Lieferketten durch lockdown Massnahmen im Hafen von Shanghai und anderer chinesischer Städte an. Wie abhängig die europäische Wirtschaft geworden ist bzw. sich gemacht hat, stimmt einen doch nachdenklich – sind wir tatsächlich im Falle eines akuten Bedarfs (es muss ja kein Krieg sein) nicht in der Lage, relativ einfache Waren wie Kompressen, Tupfer, Infusionslösungen, Pinzetten, Heftpflaster u.s.w. verfügbar zu machen?