Juni 2024 – Nachschub für die ukrainischen Freunde und ein Todesfall

Über einen der schon mehrfach genannten „Ameisenpfade“, diesmal einer, der auf Studienzeiten unseres Ebersberger Freundes und Kollegen Volodymyr Kobetskyi zurück geht, konnten wir eine weitere von einem US-Militärausrüster bezogene Ladung Verbandsmaterialien in die Nähe der Front schicken. Diese Spezialverbände dienen einmal der raschen Versorgung von Verletzungen, die den Brustkorb betreffen und seltener durch direkte Schüsse, meistens durch Granaten- und Bombensplitter hervorgerufen werden. Ein zweiter Teil bestand aus sog. Tourniquets, also speziellen Binden zum raschen Unterbrechen der Durchblutung an verletzten, stark blutenden Extremitäten.

Svitlana Lukyantchuk, 30 Jahre, Kinderärztin in Kiew im Klinikum Okhmatdet. Getötet am 9. Juli 2024 durch eine russische Rakete. Hier vor einigen Monaten bei der Übergabe von Medikamenten durch unsere Münchener Partnerin Dr. V.K. (re)

Einen herben persönlichen Verlust haben die Freunde erlitten, die mit Unterstützung von EFI seit dem letzten Jahr Material und Medikamente nach Kiew transportiert haben (s. „Aktuelles“, März 2024). Bei dem verbrecherischen Raketenangriff auf das grösste ukrainische Kinderkrankenhaus „Okhmatdet“ in Kiew, das ein wichtiger Empfänger dieser Sachspenden war, kamen mehrere Menschen direkt ums Leben; eines der Opfer war die junge Kinderärztin und Kollegin Svitlana Lukyanchuk (30 Jahre), die unsere Spenden vor Ort in Empfang genommen und dem bestmöglichen Einsatz zugeführt hat.

Die Statistik weist bisher zwei Tote und 15 Verletzte auf. Das ist leider nur die halbe Wahrheit, denn die weiteren Bilder, die wir erhalten haben, zeigen eine grosse Zahl von Kindern, überwiegend im Vorschulalter, wie sie vor den Trümmern ihrer Klinik am Boden sitzen. Viele davon stehen offensichtlich unter Chemotherapie, und die Tatsache, dass angeblich heute bereits alle in andere Kliniken überstellt worden sind, ist nur ein schwacher Trost. Die bestmögliche Therapie mit Chemotherapeutika ist nicht nur eine fachliche, sondern auch eine logistische Herausforderung. Chemotherapeutika sind schwierig im Handling, weder die materiellen noch die personellen Voraussetzungen sind in der geplagten Ukraine beliebig verfügbar. Nach meiner Einschätzung werden mit mehrwöchigem Abstand weitere Todesfälle dazu kommen, die aber dann wohl nicht mehr direkt auf die russische Gewaltanwendung zurückgeführt werden können, sondern unter „Tod durch schwere Erkrankung“ in die Statistiken eingehen werden. So wie es auch bei Todesfällen durch Unterernährung, Lungenprobleme infolge Kälte, durch Fehlen der richtigen Medikation bei chronischen Krankheiten etc. der Fall ist.

Es muss trotzdem weitergehen, und glücklicherweise konnten wir bereits neue persönliche Kontakte gewinnen, die mit uns zur Zusammenarbeit bei den Hilfslieferungen bereit sind.