Lunsar im bitterarmen Siera Leone war schon 2009 Ziel eines von EFI finanzierten Op-Einsatzes (zusammen mit dem Verein „Orthopädie für die Dritte Welt ODW e.V.“ mit Dr. Wolfgang Haller und Schwester Edith N. von der Ebersberger Kreisklinik – siehe „Hauptprojekte“. Im Verlauf übernahmen ODW, was sich inzwischen mit „Orthopedics for the Developing Worrld e.V.“ übersetzt, und Interplast Germany weitgehend Organisation und Finanzierung, nicht ohne regelmässige finanzielle Unterstützung durch EFI. In den letzten Jahren – nach Ende der Ebola-Epidemie – führten ODW und der speziell für den Zweck der Etablierung und des Betriebs eines medizinischen Labors gegründete Verein „GloboLab e.V“ jährlich zwei oder drei Einsätze durch.
Doris Sixt, Leiterin des Ebersberger Kliniklabors, gute persönliche Freundin seit fast 25 Jahren und aktives EFI-Mitglied, verwendete in den folgenden Jahren und bis heute viel Energie und Zeit darauf, am dortigen Krankenhaus St. John of God ein kleines, aber brauchbares Labor mit mikrobiologischem Schwerpunkt einzurichten. Wie immer war und ist das Hauptproblem die Fluktuation fertig ausgebildeter Mitarbeiter*innen, was im Klartext bedeutet, dass jedes Jahr wieder neues Personal angelernt werden muss, während die Mehrzahl der fortgeschrittenen Laborant*innen in andere Standorte mit besseren Verdienstmöglichkeiten abwandert und das Erlernte mitnimmt. Eine echte Sisyphos-Aufgabe, der sie sich aber – unterstützt von Nils N. aus dem Landkreis Ebersberg – jedes Jahr aufs Neue stellt.
Im Zuge der Ebola-Epidemie vor fast 10 Jahren und verstärkt durch die medizinischen, demografischen, wirtschaftlichen und politischen Folgen der Corona-Pandemie hat sich die Situation in Lunsar wie auch sonst in Subsahara-Afrika dramatisch verschlechtert. Die Bevölkerung, soweit sie überlebt hat und nicht auf der Suche nach Arbeit in die Hauptstadt Freetown oder in kaum besser gestellte Nachbarländer abgewandert ist, besteht zu überproportionalen Teilen aus Alten, Frauen und Waisen. Weggezogen sind die leistungsfähigsten jüngeren Männer – ein Problem, das in allen Gegenden mit Migrationsdruck besteht und das eher wenig thematisiert wird.
Im Rahmen der wiederholten Aufenthalte in Lunsar hat Doris Bekanntschaft mit einheimischen sozial engagierten Menschen gemacht, die sie um finanzielle Hilfe für einige Dutzend von ihnen betreute sog. „Strassenkinder“ gebeten haben, sei es zum Zweck der Schulausbildung, der Kleidung, für ein wenigstens gelegentliches Dach über dem Kopf, für eine Dusche oder, dies auch sehr im Sinne von EFI´s Satzung, für Nahrungsmittel bei oder zur Vorbeugung der Unterernährung, für Vitamingaben und Impfungen.
Anfangs hat Doris Sixt die ihr möglichen Summen von ihrem eigenen Ersparten mit auf die Einsätze genommen und dort einfach so übergeben. In den letzten sechs Jahren ist es ihr gelungen, mit regelmässigen Bettelbriefen an ihren privaten Bekanntenkreis und mit ein wenig Hilfe durch EFI tatsächlich (Stand Mitte August 23, eine Aktion läuft gerade noch) über € 35.000.- zu mobilisieren und persönlich oder über entsprechende Geldtransfer-Dienste zu überbringen. Das sind, umgerechnet auf 50 Kinder „nur“ jährlich 120 € pro Kind und Jahr, aber in Sierra Leone machen 10 Euro im Monat einen Riesenunterschied; die Hälfte davon in Nahrungsmittel wie Reis und Öl investiert kann die Entscheidung zwischen lesen Lernen und Verhungern bedeuten.
Das Durchschnittseinkommen in Sierra Leone lag, um eine Grössenordnung zu geben, 2021 bei ca. 480 € pro Jahr; verschlimmert noch dazu durch eine Inflationsrate von über 25 %.
Nach EFI´s gemeinsamer Meinung ist in der jetzigen Situation mit 100 mal 10 Euro für Nahrungsmittel mindestens so viel, wahrscheinlich erheblich mehr getan als mit der Operation einer einzigen schweren Verbrennungsnarbe oder eines Klumpfusses, die ebenfalls ungefähr 500 – 1.000.- Euro verbraucht.
Danke, liebe Doris, für Deinen Einsatz und Deine Ausdauer und die Fähigkeit, vorübergehende Rückschläge auf der einen Seite hinzunehmen und dennoch weiter zu machen.