Trotz weiter erheblichem Bedarf an Material und Medikamenten in den kleinen Sektoren, die EFI mit seinen ukrainischen Freunden am Laufen zu halten hilft, und trotz noch vorhandenen Spendenmitteln ist es zunehmend schwierig, auch einfaches medizinisches Material wie Kanülen, Katheter, Verbandsmaterial etc. zu besorgen, zumindest in einigermassen vertretbaren Fristen und in mehr als lächerlichen Mengen – der Markt in Deutschland ist fast leergefegt, alle Firmen, mit denen wir jahrelang, auch schon in Klinik-Zeiten, gut zusammengearbeitet haben, klagen über fehlende Lagerbestände und lange, teils sogar unsichere Lieferfristen. Noch schlimmer steht es um den Pharma-Markt, selbst einfachste Medikamente wie Lokalanästhetika, Schmerzmittel und vor allem Antibiotika sind schlichtweg nicht lieferbar. Ich erinnere an eine nicht ganz kleine, aber auch nicht gewaltige Menge eines speziellen Antibiotikums, welches wir über süddeutsche Klinikapotheken gar nicht, über eine befreundete Apotheke in NRW dann doch in einer gewissen Menge erhalten konnten. Erst in den letzten Tagen haben wir einfache Ausrüstung (Kanülen und Katheter) über eine Kollegin in der Schweiz besorgen können, für andere Verbrauchsartikel und Medikamente läuft ein „kleiner Grenzverkehr“, d.h. ein EFI-Mitglied mit Wohnsitz im Süden Bayerns fährt bei Bedarf nach Österreich und kauft dort, was am dringendsten benötigt wird. Ähnlich mussten meine Eltern in den späten 1940er Jahren losziehen, um Nahrung für drei kleine Kinder und sie selbst aufzutreiben – „Fechten“ hiess das, und es hätte eigentlich für immer vorbei sein sollen.
Noch keine Absage haben wir immerhin von den beiden Firmen, die möglichst rasch leistungsfähige Stromgeneratoren liefern sollen, und zwar sowohl mit Benzin-Betrieb als auch mit Solarkollektoren. Die Spezifikationen sind mit den Kollegen in Saporyschija und Mykolajyw abgesprochen; wir hoffen so, den Betrieb einiger wichtiger Geräte und einer Notbeleuchtung sicher stellen zu können, auch wenn die befürchteten Angriffe der russischen Artillerie, Drohnen- und Raketenbataillone auf die Infrastruktur im Winter wieder zunehmen und die Energieversorgung erneut an ihre Grenzen stossen sollte. Für den Transport, der ja bei dem grossen Gewicht eines starken Generators (um die 150 kg oder mehr) nicht mehr im Kofferraum und auch nicht von nur einer oder zwei Personen zu bewerkstelligen ist, zeichnet sich eine Zusammenarbeit mit einer Münchener und einer weiteren Unterstützergruppe in Niedersachsen ab, die regelmässig Fahrten mit Klein-LKWs nach Ostpolen unternehmen. Die Netzwerke, welche über Jahre der Arbeit von EFI nach fast überallhin entstanden sind, machen sich jetzt sehr bezahlt. Keine Kriegsmüdigkeit bei EFI jedenfalls!
Wenn sich die zunächst bestellten beiden Geräte bewähren, wird EFI weiter anschaffen; bzw. andere, wenn sich im Betrieb zeigen sollte, dass eine geänderte Zusammenstellung vielleicht noch vorteilhafter sein könnte.