Während sich die Materialbeschaffung für den zweiten „EFI-LKW“ verzögert (der Medizinproduktehandel ist nicht in der Lage, grössere Mengen zu liefern und sagt uns, es wäre zur Zeit schwierig genug, den laufenden Betrieb der Kliniken in Deutschland zu bedienen), konnten wir über die EFI-Apotheke eine relevante Portion von breit wirksamen Antibiotika beziehen. Um diese waren wir aus der Klinik in Mykolajyw dringend gebeten worden, einer städtischen Klinik, die seit Ende Februar täglich zwischen zehn und 20 akut durch Kriegshandlungen Verletzte behandelt. Die Medikamente im Wert von einigen Tausend Euro werden Ende der Woche von einem Bekannten des schon genannten ukrainischen Kollegen privat in die zunehmend russischen Angriffen ausgesetzte südukrainische Grossstadt gebracht werden.
Schon die Corona-Pandemie hatte schlagartig gezeigt, dass die Medikamentenversorgung (und auch die mit anderen im Gesundheitswesen erforderlichen Materialien wie Masken, Kittel, Desinfektionsmittel etc.) sehr fragil und höchst störanfällig ist. Grosse bis grösste Teile der Produktion (in der Pharmazie z.B. fast 90%, bei Standardmedikamenten sogar 100%; vor allem auch bei Ausgangsstoffen) finden in Indien, China und weiteren Ländern des asiatischen Ostens und Südostens statt, wo die Herstellung dank niedrigen Löhnen und leider auch – da will keiner so genau hinschauen – niedrigeren Umweltstandards kostengünstiger ist. Es herrscht kaum Dissens, dass diese „Kostengünstigkeit“ eine sehr kurzsichtige Angelegenheit ist; die Gefährdung der Gesundheit ganzer Bevölkerungen zur Herstellung von Medikamenten zur Verbesserung der Gesundheit anderswo auf der Welt ist kein Einzelbeispiel, aber jedenfalls von bemerkenswertem Zynismus.
Ob sich die industrielle Entwicklung zurück drehen lässt mit Dezentralisierung und Rückverlagerung der Produktionsstätten an den Ort des Bedarfs (z.B. EU oder kleiner), ist sehr fraglich – jedenfalls ist es keine Angelegenheit von ein paar wenigen Jahren.
Die Spende an Nahtmaterial ist wie gesagt (s.o., Aktuelles) heil eingegangen, das Dankschreiben der Klinik hängt dieser Meldung an:
„Die Verwaltung von KNP MMR „City Hospital of Ambulance“ von Nikolaev drückt Respekt und Dankbarkeit dem deutschen Volk und Ihnen persönlich fur die Unterstützung des Widerstands des ukrainischen Volkes gegen die russische Aggression aus. Unser Krankenhaus ist eine fortschrittliche medizinische Einrichtung, die seit Kriegsbeginn mehr als 800 zivilen Opfern und Verwundeten geholfen hat. Das Krankenhauspersonal ist dankbar für jede Hilfe, die wir von der Europäischen Union erhalten. Wir fühlen uns wie ein Mitglied Ihrer großen Familie. und wir streben nach Frieden und Entwicklung in europäischen Ländern ohne die Schrecken des Krieges und die Zerstörung von Städten. Wir hoffen, dass wir Ihnen und Ihrem Vaterland in jedem Fall nützlich sein werden.
З повагою, Директор КНП ММР «Міська лікарня швидкої медичної допомоги“