Nicht nur Schutzausrüstung wie Kittel und Masken sind in Europa knapp geworden. Genau wie die Herstellung von zertifizierten Gesichtsmasken sind in den vergangenen Jahren auch die Produktionskapazitäten der Pharma-Industrie mehr und mehr in Länder mit niedrigeren Lohnkosten (und, man mag es als Endabnehmer nur mit verschlossenen Augen und schlechtem Gewissen sagen, aber natürlich ist auch das ein Grund, mit niedrigerem Standard hinsichtlich Schutz und Behandlung der Arbeitnehmer) ausgelagert worden. Die Globalisierung und die hochkomplexen Strukturen, welche die internationalen Warenströme ermöglichen, von frischen Erdbeeren aus Neuseeland über Rosen aus Uganda bis eben zu Atemmasken aus China, sind aber wie alle hochkomplexen Systeme auch hochanfällig. Ohne die „üblichen“ Abläufe an Grenzen, in Häfen, Flughäfen und Logistikzentren funktioniert all das nicht reibungslos, nicht zeitgerecht, nicht zu den gewohnt niedrigen Kosten oder eben überhaupt nicht. Und noch schwieriger wird es, wenn nationale Interessen ins Spiel kommen.
Von Impfstoffen und Kreislaufmitteln ist es bekannt, auch Anästhesie-Medikamente hatten in jüngster Zeit ihren Platz in der Presse: viele, sehr viele Medikamente, die in Europa eingesetzt werden, wurden zwar noch immer in Deutschland, der Schweiz, den USA, Frankreich oder dem UK entwickelt, werden aber zunehmend in Indien, China und anderen asiatischen Ländern produziert. Mit dem Zusammenbruch oder der Verschlechterung der gewohnten Handelsabläufe in den letzten Monaten kam es auch in Europa und anderswo zu Engpässen bis hin zu ernsthaften Lücken in der Versorgung mit Pharmaka. Dies betraf zuletzt auch gut bevorratete Einrichtungen, beispielsweise beim Nachschub mit Antibiotika.
EFI (s. Aktuelles, „Oktober 2018 – eine Apotheke muss schliessen“) verfügte noch über einen gewissen Bestand an hochwertigen Antibiotika, die für geplante Einsätze im Laufe des Jahres 2020 vorgesehen gewesen waren. Die entsprechenden Verfalldaten zwischen Ende 2020 und Mitte 2021 hättten eine spätere Verwendung nicht erlaubt. Es lag deshalb nahe, diese wertvollen und zunehmend knappen Arzneimittel nicht hundertprozentig satzungskonform, angesichts der aktuellen Weltlage aber mehr als sinnvoll der Kreisklinik Ebersberg zur Verfügung zu stellen.
Ferner war es uns eine Freude, das EFI-Netzwerk zu nutzen und einige Tausend der auch Ende April 20 noch schwer und dann nur gegen teilweise unmoralisch hohe Preise erhältlichen Spezialmasken für den medizinischen Bedarf zu beziehen und zu vermitteln (sog. „FFP2-Masken“, welche die Einatemluft von 95 und mehr Prozent der Partikel reinigen und deshalb den Träger UND sein Gegenüber nicht vollständig, aber sehr weitgehend vor der Viren-Übertragung schützen).
Wenn die grassierende Seuche schon die übliche Hilfe in Ländern mit medizinisch niedrigerem Standard unmöglich macht, dann heisst das also nicht, dass es keine Wege gibt, trotzdem hier und dort eine Kleinigkeit beizutragen. Leider sind so gut wie alle Aktivitäten, die EFI seit Jahren grosse Teile seiner Spendenmittel eingebracht haben (Schulveranstaltungen, Vorträge, Geburtstagsfeiern u.s.w.), abgesagt oder auf unabsehbare Zeit verschoben.
Ob und in welchem Umfang EFI, Interplast und andere NGO´s mit ähnlichem humanitärem Ansatz nach Ende der aktuellen Gesundheitskrise, wenn es denn ein solches geben sollte, ihre Tätigkeit wieder aufnehmen können werden, lässt sich derzeit in keiner Weise vorhersagen. Im schlimmsten Fall werden sich die Verhältnisse in Asien, Afrika und Südamerika, aber auch in Ländern, die heute bestimmt niemand zur „Dritten Welt“ zählen würde, durch eine weltweite politischen Krise in der Folge der abzusehenden weltweiten wirtschaftlichen Krise in der Folge der noch lange nicht auch nur ansatzweise beherrschten medizinischen Krise dramatisch verändern. Die USA und UK zeigen exemplarisch, wie hauchdünn die soziale Decke geworden ist, nicht nur, was das Gesundheitssystem und die Arbeitswelt betrifft.
Die Kreisklinik Ebersberg, die seit Jahren mit EFI und den befreundeten NGO´s „Orthopädie für die Drittte Welt e.V.“ und „GloboLab e.V.“ am selben Strang zieht und oft mit Materialspenden (Instrumente, Klinikbetten etc.) geholfen hat, hat EFI e.V. eine beachtliche Geldspende angekündigt – danke dafür !