Zu wesentlichen Teilen finanziert von EFI hielt sich ein Interplast-Team im April 2010 unter Leitung von Dr. Michael Schidelko (Bad Honnef) in Port au Prince / Haiti auf. Mit 50 Operationen unter sehr schwierigen Bedingungen jedenfalls ein erfolgreicher Einsatz, der auch dazu genutzt wurde, die Verbindungen zu anderen Hilfsorganisationen vor Ort (u.a. Medecins sans Frontières, Doctors of the World) noch enger zu knüpfen.
Die Arbeitsbedingungen in Haiti sind noch immer sehr mühsam, weil es auch drei Monate nach dem grauenvollen Erdbeben noch an geeigneten Strukturen fehlt, innerhalb derer sich die Hilfsaktivitäten und -angebote aus aller Welt koordinieren und aufeinander abstimmen liessen. Interplast und andere NGO´s arbeiten schon seit 2009 an der Schaffung einer solchen Strukturierung (Stichwort ESPRAS S.H.A.R.E.) zumindest für die europäischen Organisationen der Wiederherstellungschirurgie – zu spät für Haiti, hoffentlich rechtzeitig für das nächste von einer derartigen humanitären Katastrophe betroffene Land.
Auch ein „normales“ Leben ist in der Hauptstadt noch lange nicht wieder eingekehrt – wenn man das Leben vor dem Erdbeben als normal bezeichnen will. Schon seit vielen Jahren ist Haiti eines der ärmsten Länder der Erde gewesen, das mit Abstand ärmste ausserhalb von Afrika. Haiti ist ein trauriges Beispiel für unser Wegschauen; nur durch ein paar Berge getrennt liegt auf der Ostseite der Insel Hispaniola die Dominikanische Republik, auf der europäische und andere Touristen täglich Millionen für alkoholische Getränke, sportliche Strandaktivitäten und gekauften Sex ausgeben. Ein paar Kilometer weiter in Haiti liegt das durchschnittliche Pro-Kopf-Sozialprodukt bei 400 €, und zwar jährlich (in Deutschland entsprechend ca. 35.000 €).